Torsten Lüth: Handlungsfähig bleiben trotz Bürokratie
Shownotes
Bei lex'talk about tax sprechen Carola Heine und Olaf Clüver diesmal mit Steuerberaterverbandspräsident Torsten Lüth für seinen traditionellen Jahresrückblick und -ausblick und spannende Branchen-Insights.
Nicht nur aus Sicht des Verbandspräsidenten war 2024 ein aufregendes und anstrengendes Jahr. Aber besonders hinter den Kulissen des Verbands brachten die letzten zwölf Monate eine Herausforderung nach der anderen mit sich:
Vom Kampf um die Fristverlängerung für die Corona-Wirtschaftshilfen über den Termin-Krimi rund ums Wachstums-Chancengesetz in der Nacht vor Pfingsten bis hin zu aktuellen politischen Entwicklungen und der E-Rechnung führten Carola Heine und Olaf Clüver ein spannendes Gespräch mit Torsten, das Sie sich unbedingt anhören sollten.
Eine Stunde Infos, Einblicke und Meinungen sowie viel Input und Vorschläge zum Thema Bürokratie-Abbau - die traditionelle lex'talk about tax Folge zum Jahresende mit Torsten Lüth unterhält uns bereits zum vierten Mal in Folge und wir freuen uns schon darauf, diese Tradition im nächsten Jahr wieder aufzugreifen.
Lassen Sie uns gerne wissen, wie Sie diese Folge finden! Und folgen Sie dem Kanzleipodcast von Lexware auf einem der gängigen Kanäle: Zuschauen können Sie dem Gespräch auf YouTube und auch auf Spotify sind wir vertreten. Bis bald!
Unser Gast: Torsten Lüth
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Transkript anzeigen
00:00:01: Carola Heine Hallo Thorsten.
00:00:04: Torsten Lüth Hallo Carola.
00:00:05: Olaf Clüver Hallo Thorsten. Schön, dass du da bist. Carola, Hallo.
00:00:09: Carola Heine Lieber Thorsten, das vierte Mal. Wir sehen uns das vierte Mal zu unserer Jahresendfolge. Wie geht es dir?
00:00:15: Torsten Lüth Mir geht es sehr gut. Immer wenn ich euch sehe, geht es mir natürlich sehr gut. Ansonsten geht es mir wahrscheinlich wie vielen anderen Kollegen: die Jahresend-Rallye steht an. Es ist immer anspruchsvoll in der Kanzlei kurz vor Weihnachten, aber ich bin zuversichtlich, wie so viele andere, dass uns das auch dieses Jahr wieder einigermaßen gelingt.
00:00:32: Carola Heine Ja, das war ein richtiger Stunt, dass du es noch geschafft hast, hier vor dem Mikro zu sitzen. Wo bist du jetzt gerade?
00:00:37: Torsten Lüth Ja, ich bin gerade in meiner kleinen Außenstelle quasi in Rostock in der Kanzlei, habe gerade einen Mandanten noch verabschiedet aus einem Jahresabschlussgespräch und habe mich auf euch gefreut.
00:00:49: Carola Heine Ja, wir haben uns auch sehr auf dich gefreut.
00:00:51: Olaf Clüver Ja, in der Tat. Wir haben uns sogar aus drei Gründen gefreut. Zum ersten, dass es kurz vor Weihnachten noch klappt. Zweitens, viertes Mal. Das heißt, wir haben wirklich, wiewir uns wahrgenommen hatten, eine Tradition daraus gemacht. Und natürlich zum Dritten: Es gibt wohl kaum jemanden, der in dieser Bubble ein besser geeignet ist, einen Jahresrückblick und einen Jahresvorausschau zu geben, als der Präsident vom Steuerberaterverband. Also noch mal vielen herzlichen Dank. Wir freuen uns sehr.
00:01:16: Torsten Lüth Du hattest letztes Jahr schon erwähnt, dass du da eine Tradition daraus machen wolltest. Jetzt komme ich wahrscheinlich aus dieser Diskussion gar nicht mehr raus, aber ich freue mich auch immer, euch zu sehen und es war ja auch immer sehr locker und unterhaltsam, was wir gemeinsam da besprochen haben. Insofern lasst uns das ruhig fortsetzen.
00:01:34: Carola Heine Sehr schön. Das ist nämlich der vierte Punkt. Wir freuen uns auch sehr darüber, dass wir immer so eine gute Zeit mit dir haben. Tut mir leid für die Korrektur, Olaf, aber es sind vier Vorteile, die wir heute einsammelen. Sammeln.
00:01:46: Olaf Clüver Mein Korrektiv, Carola. Korrektiv, okay.
00:01:50: Carola Heine Torsten, wie war das Jahr als Steuerberaterverbandspräsident? Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
00:01:56: Torsten Lüth Ja, also 2024 war auch wieder Das ist unfassbar aufregend. Viele Sachen bekommen die Kollegen in der Kanzlei ja gar nicht mit, weil wir sie im Vorfeld versuchen abzuräumen. Da können wir auch froh und dankbar sein, wenn die niemals in der Kanzlei ankommen, aber es gibt natürlich auch viele, viele andere Themen. Wenn ich das so ein bisschen chronologisch sehen würde, würde ich mit den Corona-Wirtschaftshilfen beginnen, wo wir am Anfang des Jahres ja unheimlich für eine Fristverlängerung gekämpft haben, wo es wirklich schwierig wurde mit dem Bundeswirtschaftsministerium in in einer Form über die Osterzeit hinaus noch eine Frist zu bekommen, wo ich sagen muss, Dank an die Wirtschaftsminister der Länder, die in einer außerordentlichen Wirtschaftsministerkonferenz, die extra für uns ein gerufen wurde und in der der Kammerpräsident und ich dann auch sprechen konnten als Vertreter der Prüfenden Dritten. Und wir konnten unser Anliegen dort vortragen und die Wirtschaftsminister der Länder waren relativ schnell einig, den Steuerberatern und auch den anderen Prüfenden Dritten muss geholfen werden. Wir müssen noch mal eine Frist verlängern. Das hat uns damals ja auch wirklich sehr geholfen, denn viele Kollegen haben uns ja berichtet, dass sie bis Ostern kaum fertig werden können. Damit begann das Jahr.
00:03:14: Torsten Lüth Ansonsten muss ich sagen, es gibt ein paar Gesetzesvorhaben, die am Anfang des Jahres uns begleitet haben. Tatsächlich war am Anfang, wenn man ehrlich ist, steuerlich nicht so sehr viel los, weil das Jahressteuergesetz kam erst etwas später, aber wir hatten ja noch das Wachstum-Chancengesetz. Und das war ja so eine Hängepartie mit Vermittlungsausschuss und ist ja letztendlich erst Ende März dann abgesegnet worden. Für uns als Steuerberater und Steuerberaterinnen natürlich sehr, sehr schwierig, da vernünftig auch beraten zu können, wenn man gar nicht weiß, was kommt denn jetzt wirklich? Also solche Hängepartien, die über den Jahreswechsel hinausgehen und dann aber eine Wirkung haben am 01.01, das sollte sich die Politik zukünftig möglichst auch schenken, denn damit können wir wenig anfangen als Berater.
00:04:07: Olaf Clüver Das war ja so ein Ding, dass das BMF-Begleitschreiben dann sogar erst Mitte Oktober offiziell rauskam, was du gesagt hast, ist eigentlich die Beratungsgrundlage für die Steuerberatenden und dann sind wir bei anderthalb Monaten Vorlaufzeit. Dann wird es natürlich eng. Meinst du, das hat damit zu tun oder die Unruhe, die insgesamt in diesem ganzen Markt entstanden ist, auf Seiten der Beratenden und auf Seiten der Anbietenden von Lösungen, dass dadurch die Unruhe entstanden ist?
00:04:36: Torsten Lüth Die Unruhen entstehen ja, wenn wir alle so eine Rechtsunsicherheit spüren. So, auf der einen Seite ein Gesetzesvorhaben, die nicht durchgehen, auf der anderen der anderen Seite, aber auch Gesetze, die einfach, ich sage mal vorsichtig, ich sage es eigentlich nicht vorsichtig, die einfach schlecht auf den Weg gebracht werden. Und wo man auch das Gefühl hat und das sage ich auch immer wieder, dass man unsere Meinung und jetzt als Sachverständiger, als Experte die dann irgendwie gar nicht hören will. Wenn wir das Jahre Steuergesetz 24 nachher nehmen, so als ersten Regierungsentwurf, der dann kam, dann erreichte uns die 243 Seiten aus dem Jahre Steuergesetz, erreichten uns am Freitag Abend, Nacht vor Pfingsten. Dann kommen unsere Mitarbeiter aus dem verlängerten Fingstwochenende am Dienstag und finden diese 243 Seiten vor. Also Stellungnahmefrist Ende ist Freitag, Dienstschluss. Das heißt also, wir haben da gerade vier Werktage Zeit und sollen uns über 243 Seiten verständigen und da alles analysieren. Und das kann ja nicht funktionieren. Ich hatte das beim Steuerberatertag ja auch gesagt: „Das ist eben kein Herren Potter-Roman. Das funktioniert nicht. Das kann man nicht einfach lesen, so in einem durch, wie so ein Feld. Es ist zwar Ja, auch hochinteressant ist es, aber es ist ja nicht leicht verständlich.
00:06:05: Torsten Lüth Und da fragt man sich immer: „Wie sollen wir das dann machen? Und wenn man dann die Fortsetzung nimmt, wir geben dann eine Stellungnahme ab als Verband, ist es ja klar, da suchen wir uns die Highlights raus und dann haben wir natürlich auch noch im Nachgang die Möglichkeit, dann noch etwas von uns zu geben beziehungsweise es folgen ja auch Gespräche mit Bundestagsabgeordneten und so weiter. Also wir nutzen die Zeit auch im weiteren Verlauf, da unsere Position auch noch mal zu bekräftigen. Und was mir auch immer wichtig ist, es ist ja nicht nur so, dass wir Interessensvertreter für unseren Berufstand sind, sondern wir schauen uns so was ja auch an und sagen: „Was macht das eigentlich bei unseren Mandanten? Ich glaube, das zeichnet uns auch als Verwandte ein bisschen aus, dass wir eben sehr nahe, gerade an den KMUs sind und dass wir deshalb natürlich auch sehen, was passiert bei denen, wenn das Gesetz so kommt. Und deshalb, glaube ich, Das ist unsere Meinung auch gefragt und wird dann im Einzelfall auch gehört, aber diese Stellungnahmefristen sind einfach unseglich. Und wenn man dann weitergeht, dann kommt es am 7. Oktober dann zu der Anhörung zum Jahressteuergesetz und gleichzeitig auch zum Steuerfortentwicklungsgesetz.
00:07:19: Torsten Lüth Das war ja das zweite, was noch auf den Weg gebracht wurde und beide werden an dem gleichen Tag angehört. Aber 56 Umdrucke der Bundesregierung mit Änderungen der ursprünglichen Fassung erreichen uns dann in der Woche davor. Die Woche davor war 3. Oktober der Nationalfeiertag, aber man kümmert sich dann 56 Umdrucke und da sind nicht irgendwelche Fehler in der Kommensetzung, sondern da geht es echt noch mal an die Substanz und dann frage ich mich: „Wie soll man das alles überblicken und in kürzester Zeit dann auch in die richtige Richtung bringen? Also besser wäre, man Man würde uns mehr Zeit geben, man würde das vernünftig durchdenken. Damit könnte man vieles beruhigen, denke ich.
00:08:07: Carola Heine Aber hinbekommen habt ihr es trotzdem, oder?
00:08:09: Torsten Lüth Na ja, aber auf welchem … Wie? Wie? Das ist ja immer die Frage. Was muss ich da den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle abverlangen? Was muss ich meinem Präsidiumskollegen abverlangen? Was muss ich dem Steuerrechtsausschuss abverlangen? Alles muss in kürzester Zeit durchgesehen werden. Und die Frage ist: Es kann ja eigentlich nicht sein, dass wir uns aufs Wesentliche konzentrieren, sondern eigentlich müsste man das doch komplett einmal durcharbeiten. Und dazu sind wir alle gar nicht in der Lage, personell nicht und auch so ressourcentechnisch, die, die im Ehrenamt unterwegs sind, nicht und die, die im Hauptamt unterwegs sind, auch nicht. Das geht gar nicht. Gut gemachtte Gesetze könnte man mit einem größeren Vorlauf einbringen. Dann würde man doch tatsächlich mal die Sachverständigen anhören, die unterschiedlichsten Positionen und dann kriegt man das auch verständlicht, aber so ist es immer schwierig.
00:09:05: Olaf Clüver Ist das eigentlich ein Trend oder ist das historisch bedingt oder gewachsen? Gab es das immer schon? Das ist immer eine Zeitnot und wenn man sich das mal so ein bisschen anschaut, auch wenn man haushalte, mal die Diskussion, das ist ja immer alles sehr straff und sehr knapp. In der Vergangenheit auch? Oder ist das jetzt, sage ich mal, neuerdings in den letzten Jahren gewachsen wachsen, diese Zeitnot?
00:09:32: Torsten Lüth Also es wird natürlich auch immer damit begründet, dass alle anderen diese Zeitnot auch haben. Also auch das, was da vorbereitet wird, wird unter genau dem zeitlichen Druck gemacht, wie wir unterwegs sind. Ich habe mir sagen lassen, dass das bei der vorhergehenden Regierung auch schon so war. Davor war es besser. Und da müssen wir auch wieder hin. Okay.
00:09:55: Olaf Clüver Ja, du sprichst es ja quasi schon an. Es sieht ja wohl so aus, als würde es einen Politikwechsel, wenn nicht gar einen Regierungswechsel oder zumindest mal einen Parteienwechsel geben. Die Neuwahlen sind ja beschlossen. Das heißt, ihr versprecht euch da auch wesentlich mehr Rücksicht – ich drücke das mal so aus – für solche Themen?
00:10:19: Torsten Lüth Na ja, was heißt für solche Themen? Wer das gute Gesetz macht, ist uns ja im Grunde genommen egal, solange es gut ist. Wir wollen hier keinen Partei-Bashing betreiben, schreiben oder irgendwas. Manches ist eben, ich kann mir vorstellen, dass es nicht ganz so einfach ist, mit drei Partnern in einer Regierung sich immer so zu verständigen, dass dann was Vernünftiges rauskommt, weil einfach der Kompromiss die Lösung von allem ist und bei dreien ist das gleich schwieriger. Deshalb umso mehr, dass man die Leute einbezieht, die vielleicht ein bisschen Sachverstand haben und da auch mitsprechen können. Und das hat man ja auch gesehen bei der der Expertenkommission. Ich war ja auch Teil der Expertenkommission Bürger-und Einkommenssteuer. Das haben wir natürlich völlig parteiunabhängig gemacht, auch wenn es vom Bundesfinanzminister beziehiert war. Aber da haben wir uns, also insgesamt waren wir 13 Personen Informationen, die sich da zusammengesetzt haben und überlegt haben, was kann man machen, die Einkommenssteuer etwas lebbarer zu machen und womöglich auch die Fallzahlen der Veranlagung zu reduzieren, weil wir haben ja alle ein Problem mit Fachkräften und der demografische Faktor schlägt ja jetzt erst so richtig zu. Das heißt, wir müssen uns doch Gedanken machen: Ist es wirklich sinnvoll, dass fast jeder Rentner mittlerweile eine Steuererklärung macht?
00:11:44: Torsten Lüth Ist es wirklich sinnvoll, Wollt ihr das sagen? Ist das für uns auch noch mal ganz normal, dass Arbeitnehmer alle ihre Steuererklärung machen müssen? Oder gibt es irgendwelche Möglichkeiten, das Ganze zu vereinfachen? Ich will nicht sagen, es ist … Also gerecht bleiben zu lassen, weil Einzelfallgerechtigkeit ist ja auch ein dehnbarer Begriff, wie weit man da gehen kann und wie weit man gehen muss, aber man muss sich ernsthafte Gedanken machen, wo wir es hintreiben wollen. Und wenn es so weitergeht, dann werden uns die bürokratischen Lasten einfach so viel abverlangen, dass wir irgendwann nicht mehr handlungsfähig sind. Deshalb fand ich diese Expertenkommission und die Ideen, die wir dort eingebracht haben, ganz gut und ich hoffe auch, das muss ich auch so sagen, dass bei allem Wechsel jetzt im Bundesfinanz Finanzministerium, diese Ansätze weiter verfolgt werden. Ich habe also gerade gestern noch ein Telefonat geführt, wo man mir versichert hat, dass man wirklich intensivst daran arbeitet, inwieweit unsere Vorschläge umsetzbar sind. Denn was wir alle nicht waren, wir sind alle keine Steuerschätzer, wir wissen alle nicht, welche steuerlichen Auswirkungen das letztendlich auch hat, was wir da vorgeschlagen haben Aber wir haben zumindest versucht, etwas vorzuschlagen, was umsetzbar ist. Wir waren jetzt nicht die Revoluza, die jetzt gesagt haben, wir müssen ein komplett neues Steuersystem haben.
00:13:10: Torsten Lüth Das kann man ja alles machen, aber das war nicht unser Ansatz. So viel Zeit hatten wir auch nicht. Wir hatten ja nur ein halbes Jahr, uns darüber auszutauschen. Aber ich fand es sehr, sehr interessant und informativ auch für mich als Person, als Steuerberater, auch mit Wissenschaft und Verwaltung dann zusammenzusitzen, mal nach diesen Gemeinsamkeiten zu suchen, wo wir uns alle in einem Computer finden Das fand ich also unendlich spannend. Hat mir unsagbar viel Spaß gemacht.
00:13:36: Olaf Clüver Das heißt also, dieses Thema Einkommenssteuer auf dem Bierdeckele, das ist ja vor vielen Jahren schon mal gewesen, ist erst mal vom Tisch. Also eine Palastrevolution wird es nicht geben, aber es gibt durchaus Potenzial, das Ganze noch etwas eleganter und einfacher zu machen?
00:13:48: Torsten Lüth Ja, das muss es ja geben. Wir können bei den Rentnern eigentlich anfangen. Immer mehr Rentner kommen in die Steuerpflicht. Ist das wirklich sinnvoll, die Leute da mit Steuererklärung zu konfrontieren. Ich hatte es im letzten Jahr erlebt. Bei uns rief in der Kanzlei eine 90-Jährige an, die aufgefordert wurde, für die letzten Jahre ihre Steuererklärung abzugeben. Und die hatte eine Ostbiografie und berichtete mir, dass sie noch nie eine Steuererklärung gemacht hat. Sie weiß überhaupt nicht, was sie hier machen soll. Woraufhin meine Kollegin dann so nett war und dorthin gefahren ist und bevor die irgendwelche Sachen heraussucht, haben die dann gemeinsam die Bescheide die Rentenbescheide und alles, was noch so erforderlich war, rausgesucht und haben wir diese Steuererklärung gemacht. Aber das ist doch nicht Sinn der Sache. Also das muss man anders lösen können und dafür haben wir Vorschläge gemacht und so was finde ich dann, da lohnt sich auch mal, sich das wirklich anzusehen und Arbeitnehmern findet man Ähnliches, wo man sagen kann: „Muss es denn alles so kompliziert sein? Kann man es nicht einfacher machen? Wo ist jetzt der Anreiz, Homeoffice-Pausch oder Fahrplanung Arbeitsstätte? Wer will es kontrollieren, wie viel Homeoffice man gemacht hat, wie viel man gefahren ist?
00:15:07: Torsten Lüth Also fast niemand führt Strichliste. Das sind alles Praxisprobleme, die vermeidbar sind.
00:15:17: Olaf Clüver Kommen wir doch mal zu diesem Wachstumschancengesetz, von dem wir eben schon kurz gesprochen haben. Was uns natürlich dann besonders interessiert, ist dieses E-Rechnungsthema. Und da komme ich noch mal mit dieser Unruhe drauf. Wenn man sich das E-Rechnungsthema mal anschaut, dann sind ja die Anforderungen zum 01.01.25. Auch verhältnismäßig übersichtlich. Also im B2B-Bereich ist man verpflichtet, eine E-Rechnung empfangen zu können. Trotzdem wurde in den letzten Monaten Wie finde ich, ein sehr, sehr großes Fass aufgemacht zu diesem Thema. Was ist so deine Wahrnehmung? Woran liegt das?
00:15:53: Torsten Lüth Na ja, das ist eine Veränderung und wir leben also natürlich in Zeiten in denen sich wahnsinnig viel immer verändert. Und das klingt ja erst mal wirklich, wenn ich jetzt aus einer Papierrechnung eine E-Rechnung mache, ist das schon ein Riesenschritt für ein kleines oder mittleres Unternehmen, gerade in der Umsetzung. So Jetzt im Moment geht es ja erst mal nur darum, pflichtgemäß empfangen zu können. Das kann man ja relativ leicht machen. Für uns als Steuerberater ist das doch aber eine Chance, unsere Prozesse zu optimieren und das auch zu nutzen. Also für Wir sollten das bei aller Anstrengung wirklich als Chance sehen für den Berufsstand, dass wir mit unseren Mandanten zukünftig viel digitaler unterwegs sind, als wir es heute auch sind. Und es ist uns allen klar, dass das jetzt einen riesen Kraftdruck ist und das ist mir auch alles viel zu spät. Das muss man auch sagen, dass diese Klarheit kommt. Ich habe das ja auch immer bemängelt, dass wir einfach viel früher in die Lage versetzt werden hätten müssen, die Erichung zu beraten. So ein begleitendes BMF-Schreiben, wenn das hier erst so wenige Wochen vor Weihnachten auftaubt, das ist dann schon ärgerlich. Im Sommer ist uns ja der Entwurf zugegangen, der war 16 Seiten lang und 17 Seiten haben wir geantwortet.
00:17:15: Torsten Lüth Aber das waren mehr Fragen und Meinungen, als dass wir das wirklich so begrüßt haben, wie es war. Insofern der Zeitablauf ist natürlich schwierig gewesen, aber ganz ehrlich, wir sollten wirklich die Chancen sehen und bei allem Kraftakt, den wir jetzt haben. Wo wir ein bisschen aufpassen müssen, ist, dass wir nicht irgendwie so einen Verhaltenskodex mit Verschärfungen und so was brauchen als Berufstand. Wir brauchen auch keine zusätzlichen Anforderungen an den Vorsteuerabzug. Das wird uns alles nur lehmen, wenn das wieder im Fokus steht. Solche Sachen, auch die Übertragungsmöglichkeiten, dürfen nicht eingeschränkt sein und wir dürfen uns auch nicht irgendwie verpflichtet fühlen, ein bestimmtes Format zu nehmen, nur wegen der Betriebsprüfung. Also solche Sachen müssen eigentlich Die dürfen nicht passieren. Aber wenn ich natürlich höre, dass es vielfach in der Verwaltung nur das Argument der Betrugsreduzierung gibt, dann beunruhigt mich das auch. Weil das ist nicht der Punkt, weshalb wir uns der E-Rechnung positiv zuwenden, sondern im Gegenteil, wir glauben an Prozessoptimierung innerhalb der Kanzleien und auch letztendlich auch bei den KMOs.
00:18:30: Carola Heine Entschuldigung, Olaf. Was macht der Verband, die Steuerberater bei der Umsetzung zu unterstützen? Ich habe neulich das Vergnügen gehabt, für einen Berufsverband von Autorinnen ein E-Rechnungs-Webinar zu moderieren. Ich habe das nur moderiert und wir hatten eine Expertin, die die Fragen beantwortet hat. Die hat eine wunderbare Präsentation mit ganz, ganz, ganz, ganz vielen Infos gehalten und danach kamen 60 Detailfragen. Wie fängt man das denn auf?
00:18:57: Torsten Lüth Also wir sind mit unseren Mitgliedsverbänden Wir sind im Fortbildungsgeschäft unterwegs und schulen natürlich auch unsere Steuerberaterinnen und Steuerberater über die entsprechenden Seminare und Webinare. Auch Teletax ist da aktiv. Also ich glaube, Die Verbände tun schon viel, damit das bei den Kollegen in den Kanzleien auch gut ankommt. Und die einzigen Fragen muss man dann schon versuchen, in den Seminaren dann zu lösen.
00:19:29: Olaf Clüver Ja, das ist mir aber auch so aufgefallen ist, so wie auf diesen vielen Messen, auf denen wir sind, dass sich doch viele auch Landesvorsitzende eben halt schon extrem gut mit dieser Materie auskennen und auch wirklich große Anstrengungen betreiben, das in diese Mitgliedsverbände hineinzubringen. Und dennoch, mir ist ja was Ähnliches passiert, dass wir auch jetzt E-Rechnungs-Webinare haben, jetzt zu unserem Produkt und wo dann von Steuerberatenden die Fragen gestellt werden. Da staunst du. Also ich hatte ein Webinar, das meine ich mit Verunsicherung. Da wurde dann erklärt, für alle steuerbaren Umsätze und da schrieb dann eine Steuerberaterin: „Was meinen Sie jetzt mit steuerbar? Also das sind dann so Sachen, wo ich mir denke, wo kommt diese Verunsicherung her? Ich meine, was steuerbar ist, ist relativ klar. Kriegst du das mit? Wird euch so was zurückgespiegelt, dass da jetzt also wirklich so dieses Schulterzucken hängt?
00:20:27: Torsten Lüth Was sollen wir jetzt machen? Ich glaube, die Kolleginnen und Kollegen, die kümmern sich schon sehr intensiv das Thema E-Rechnung. Wir haben ganz, ganz viele Anfragen von anderen Verwendungen, also von anderen Berufsverbänden oder auch neulich von Landkreisen, die für die Unternehmer Schulungen durchführen wollen auf einem etwas anderen Niveau, einfach als Informationsveranstaltung, wo wir dann gefragt werden, ob wir dort auftreten wollen. Also egal, ob es der Präsident macht oder jemand anders, aber einer von uns, der dann im Grunde genommen über die E-Rechnung etwas berichtet und auch mal die Fragen beantwortet, soweit man das dann eben im Rahmen solcher Veranstaltung machen kann, Da können natürlich noch Fragen beantwortet werden, die der Allgemeinheit da zuträglich sind. Da kann man sich dann meist nicht in Detailfragen verkämpfen, aber meistens ist da noch ein „Get together hinten dran, wo dann die ganzen Fragen mal abgearbeitet werden können. Ja, aber so was machen wir schon. Also da versuchen wir schon, da auch ein positives Bild zu bringen. Aber wie gesagt, wir wissen alle, dass das eine enorme Kraftanschränkung sein wird bis zum Jahresende und auch darüber hinaus. Aber Ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende des Tages dort sagen können, das ist für uns eine gute Sache.
00:21:50: Torsten Lüth Und vor allen Dingen, es kommt ja noch mehr. Es kommt ja aus Europa irgendwann die Plattform und so. Wir müssen ja uns dieser Thematik ja sowieso zuwenden. Keiner kennt den genauen Plan, aber da kommt ja noch mehr auf uns zu.
00:22:03: Olaf Clüver Du hast es schon angesprochen. Also das wird ein Kraftakt bis zum Ende des Jahres. Das ist ja nicht mehr weit hin und dann auch im nächsten Jahr. Das wird ja mit dem ersten Erst nicht komplett erledigt sein. Viele Steuerberatende werden merken, dass Anfang Mitte Januar die ersten Mandate heulend und zähne klappern bei Ihnen vor der Tür stehen und sagen: „Ich habe was von der E-Rechnung gehört. Was soll ich jetzt machen? Das ist ja etwas, das wird definitiv auch passieren. Da wird auch noch mal ein Boost kommen. Da bin ich mir relativ sicher. Mal abgesehen von dem Politikwechsel, welche anderen Erwartungen hast du für das kommende Jahr in Bezug auf Regelungen und Gesetze? Was wird wichtig?
00:22:43: Torsten Lüth Erst mal müssen wir sehen, was bleibt jetzt eigentlich von den Gesetzen, die auf den Weg gebracht waren? Was bleibt jetzt eigentlich übrig? Das Jahressteuergesetz hat ja bereits im Bundestag passiert. Da wären wir also im Jahressteuergesetz 24. Das ist so weit durch. Aber es gab ja noch das Steuerfortentwicklungsgesetz Steuerfortentwicklungsgesetz, was nicht so weit war im Gesetzgebungsverfahren. Da ist das ja auch mit der kalten Progression drin. Da wollen wir mal gucken, wie das jetzt hier abgeräumt wird oder weitergeht. Aber in diesem Steuerfortentwicklungsgesetz ist ja auch etwas drin, was uns überhaupt nicht gefällt, die Anzeige „Flecht für nationale Steuergestaltung. Etwas, was hoffentlich eingangs sagte ich, dass niemals eine Kanzlei erreichen wird. Das ist schon ein unsegliches Thema und ich hoffe, dass das jetzt ein für allemal abgeräumt wird, denn es ist ja nun mittlerweile Das ist das dritte Mal, dass wir darüber reden, seit 2019. Ich weiß nicht, wer es nicht verstehen will. Das will kein Mensch. Also weg damit. Wir reden hier über Bürokratieergastung und dann bringen wir so etwas. Das gehört weg. Das ist eben jetzt aus der alten Zeit, aus der neuen Zeit. Wir bereiten uns ja jetzt gerade auch auf den Bundestagswahlkampf vor. Wir werden ja auch mit Thesen die Ecke kommen.
00:23:53: Torsten Lüth Wir werden auch natürlich die zur Wahl stehenden Abgeordneten befragen sagen, also jedenfalls die, die sich mit Finanzen beschäftigen, wie ihre Position ist beziehungsweise die Position ihrer Parteien, sodass wir da auch umfassend darüber informieren können, was dann die einzelnen Parteien so glauben. Und dann gucken wir uns die Gemengelage mal an nach dem 23. Februar und schauen mal, wie schnell wir da irgendwelche Gesetze aufmichten. Also da schon mal gespannt sein.
00:24:32: Olaf Clüver Ja, ich glaube auch. Das Orakelen ist jetzt extrem viel schwerer geworden. Also vor 10, 12, 15 Jahren oder von mir aus auch noch vor vier Jahren, hätte ich mir noch eine Prognose zugetraut, aber jetzt im Moment Ja, ist schon schwierig.
00:24:48: Torsten Lüth Also ich glaube, das wirkt immer wie Oberbegriffe, aber wenn wir das jetzt langsam nicht mit dem Bürokratieabbau und der Digitalisierung hinbekommen, dann werden wir echte Probleme Wie wollen wir das noch vermitteln in der Zukunft? Und ich habe so manchmal das Gefühl, Digitalisierung, das machen wir ja schon ein paar Jahre, aber irgendwie habe ich das Gefühl, es kommt doch bei uns überhaupt keine Entlastung an. Und das ist das, was mich wirklich besorgt, weil ich das Gefühl habe, dass je mehr wir digitalisieren, je mehr fordert man auch ein. Und dadurch gibt es gar keine Entlastung. Und ich sehe das jetzt auch mal wieder bei der E-Bilanz. Also die E-Bilanz reichen wir jetzt seit Jahren ein. Jetzt sind die Jahre Steuergesetz 24. Da ist es eben drin, dass es zu einer Ausweitung kommt, dass man mehr einreicht. Ich mag das ja im Ansatz noch verstehen, dass man so was wie einen Kontennachweis gerne auch mit der E-Mobilanz übernommen will. In der ersten Phase erfolgt das ja jetzt dann auch. Aber ich frage mich: Wo ist eigentlich der Mehrwert, wenn ich über Anhang, über Lagebericht und was alles nachdenke, was in der zweiten Phase dann auch noch mitgeliefert werden soll.
00:26:03: Torsten Lüth Also das Wozu? Und ich habe wirklich das Gefühl, schauen wir uns doch mal die Formulare an, wie sie vor 10 oder 15 oder 20 Jahren, als wir noch im Papier unsere Steuererklärung abgegeben haben. Schauen wir sie uns doch an, wie tiefgründig die waren. Wenn ich mir heute so ansehe, was ich digital für Formulare ausfülle und wie das alles gewachsen ist, dann mache ich mir ernsthaft Sorgen, Aber warum? Wir digitalisieren doch nicht, noch mehr Daten zu sammeln, sondern wir digitalisieren, also das ist jeweils mein Ansatz, wir digitalisieren, Prozesse zu verringern, zu verkleinern, optimierter durch die Welt gehen zu können, die Fachkräfteproblematik auch in den Griff zu bekommen. Das muss man ja auch immer wieder sagen: Der demografische Faktor schlägt gnadenlos zu und wir wissen es. Das heißt, wir müssen uns langsam auch davon lösen und stattdessen fordern wir immer Neues ein und da muss er davon wegkommen. Deshalb hängt Bürokratie und Digitalisierung auch so eng zusammen.
00:27:08: Olaf Clüver Aber an welcher Stelle passiert denn das? Wenn ihr jetzt als, ich sage mal, Lobbyverband für die Digitalisierung und die Vereinfachung von Prozessen auftretet und in direktem Kontakt mit dem Finanzministerium steht, aber wo, in welchem Staatssekretariat oder was weiß ich, was werden dann denn Dinge noch mehr eingefordert? So „Ja, wenn wir das vereinfachen und digitalisieren, müssen wir aber einen dickeren Stapel an Informationen haben. Was ist die Angst, dass jemandem was entgeht?
00:27:41: Torsten Lüth Ja, das offensichtlich scheint es ja so zu sein. Also anders kann man sich das ja nicht erklären, aber es weckt ja immer mehr Begeerlichkeiten, offensichtlich, je digitaler ich werde. Das ist ja alles kein Automatismus. Es muss ja alles überwachten, es muss entsprechend gepflegt werden, es muss nachgehalten werden. Das sind ja alles Sachen, ich weiß nicht, warum der Schreckgespenst des Betrugs da wahrscheinlich immer mitschwingt, aber gesund ist das nicht, wenn wir uns immer aus der Sicht dem Problem nähern, sondern wir müssen gemeinsam doch für Steuergerechtigkeit sorgen. Ich meine, wir sind Organ der Steuerrechtspflege und nicht irgendwie Steuerinterziehungsberater. Und deshalb sage ich mal so, wir stehen doch als Compliance-Instance schon dazwischen und wir sortieren doch schon und wir versuchen, das doch schon in die richtige Bahn zu bringen. Und deshalb, ein gesundes Misstrauen mag ja sein, aber es nimmt doch manches überhand und Und zur Problematik der Digitalisierung ist natürlich, einer schickt dem anderen schwarzen Peter zu. Das muss man ja auch sagen. Es gibt dann eben unser föderales System. Die Länder haben ihre Begegnlichkeiten, aber auch der Bund, aber auch die Ministerien untereinander haben ja gar keine eigene gemeinsame Infrastruktur in der IT, sondern da kocht ja auch jeder sein Süppchen.
00:29:08: Torsten Lüth Und wenn ich wirklich mal für die Entlastung beim Bürger sorgen will, dann muss ich doch das „Once-Only-Prinzip endlich mal einführen, dass ich tatsächlich als Bürger nur einmal meine Daten geben und dann sind sie da. Und da müssen wir hinkommen, sonst wird das nichts. Und dann müssen bestimmte Dinge, wie die Steuer, die der Identifikationsnummer - die wird dann auch eine andere Bedeutung haben - weil ich über diese auch eine eindeutige Zuordnung bekomme und weil ich dann eben auch meine Abrufe machen kann. Und dann stehen die Daten zur Verfügung und ich muss nicht überall einzeln immer wieder die gleichen Nachweisen führen. Das ist doch das, was uns letztendlich jetzt auch lehnt und was wir uns auch ressourcentechnisch gar nicht mehr leisten können.
00:29:50: Olaf Clüver Das finde ich zum Beispiel einen ganz interessanten Punkt, dieses „once only. Ich habe bei meiner Ummeldung es geschafft, mich mit der Ausweis-App in dem neuen Ort anzumelden. Das hat wunderbar funktioniert. Ich kriegte dann ein Schreiben und später kriegte ich ein Schreiben vom Grundbuchamt. Das habe ich aber in Papierform bekommen, weil ich noch etwas bezahlen sollte und da war nicht mal ein QR-Code drauf. Da musste ich sogar noch anschließen, die IBAN-Nummer abzippen und hinschicken und das innerhalb einer Behörde. Das ist genau das, was du meinst, oder?
00:30:22: Torsten Lüth Ja, zum Beispiel oder bei der Grundsteuer, dass wir die ganzen Grundsteuererklärungen machen mit Daten, die eigentlich schon da sind. Nur eben Sie liegen an der falschen Stelle. Also da haben wir auch das große Datensammeln erlebt, dass wir im Grunde genommen über die Steuererklärung, über die Grundsteuererklärung noch mal die Daten hingegeben haben, die in den Ämtern natürlich schon vorliegen. Solche Sachen sind doch vermeidbar. Wir haben uns auch mal im Rahmen der Expertenkommission damals damit beschäftigt, wie das eigentlich so mit Kindern ist, so eine Verbindung in der Steuererklärung. So ein Kind wird geboren und das Erste, was sie bekommt: „Herzlichen Glückwunsch, hier ist ihre Steuer-ID. Kann auch nicht lesen, hat aber eine ID. Aber der Nutzen dieser ID, das ist doch die Frage. Da gibt es Eltern. Und warum müssen jetzt die Eltern, wenn das Kind dann etwas größer ist, noch die Studienbescheinung beifügen einer Steuererklärung. Wenn diese IDs sinnvoll genutzt werden und miteinander verbunden werden, dann kann das alles automatisch hinterlegt werden. Und ich kann ja verstehen, dass bestimmte Sachen schlecht zu automatisieren sind. Aber so eine Schule mit einem normalen IT-System kann auch eine Schulbescheinigung oder so was jederzeit irgendwo bereitstellen. Und dann hat man diese ganzen Verbindungen und wir ersparen uns diese Anforderungen.
00:31:50: Torsten Lüth Es ist alles da, es kann genutzt werden und ich kann das alles über die Steuer-ID machen. Ich muss da nichts Neues erfinden. Und wir haben mal wirklich so einen Kinderleben analysiert mit allem, was dazugehört, einschließlich diesen Optionen Pflege, Behinderung und so was alles. Und wir haben festgestellt, dass wir einen ganz, ganz großen Teil, bis die Kinder wirklich sozusagen aus der Obhut der die dann entlassen werden, einen großen Teil wirklich relativ einfach digitalisieren und zusammenbringen können, wenn man will.
00:32:24: Olaf Clüver Ich glaube, was uns da im Weg steht, zumindest wird das immer wieder gespiegelt, auch an uns Dass es Menschen gibt, die eine große, große Angst haben vor Datenmissbrauch, dass wir uns mit dem Datenschutz manchmal auch wirklich selbst im Weg stehen. Also Datenschutz, da möchte ich auch nicht missverstanden werden, ist extrem wichtig. Gerade wir von Lexware und Haufe achten natürlich auch extremst auf Datensicherheit, aber wenn es doch bei Behörden ist, denen ich doch grundsätzliches Vertrauen entgegenbringe, dann es wird sich ja nicht ein Einzelner hinsetzen und sich meine Verknüpfungen angucken und zu sagen: „Da kann ich jetzt aber was draus machen. Kann das sein, dass das irgendwie auch ein Mangel an Aufklärung ist, was es mit Datenschutz auf sich hat? Wir haben es ja schon bei Corona mit den Sachen erlebt, dass man gesagt hat, solche Datenbanken legen wir gar nicht an. Hat das damit zu tun?
00:33:17: Torsten Lüth Ja, sicher. Man kann es vielleicht auch mal anders. Man kann es ja mal umkehren und sagen, als Bürger wäre mir doch nur wichtig, dass ich weiß, wer meine Daten hat beziehungsweise darauf zugegriffen hat. Also ich kann es ja auch mal umkehren. Warum? Ich will mich dem ja gar nicht verschließen, wenn ich nichts zu verbergen habe. Aber wenn ich wüsste, dass eben die und die Behörde auf meine Daten zugegriffen hat oder ich dem widersprechen könnte, dann wäre das ja auch etwas, worüber wir mal nachdenken können. Und ich muss nicht ausdrücklich eine Zustimmung erteilen, denn das würde ja wahrscheinlich wieder sehr, sehr aufwendig werden. Also wir wollen es ja nur verschlanken im Grunde, glaube ich. Und natürlich, wie es ausgestaltet wäre, das Das müssen andere denken, aber ich glaube, so wie wir es aktuell machen, so kommen wir nicht weiter.
00:34:05: Olaf Clüver Ich glaube, darüber könnten wir doch stundenlang reden, aber was mich natürlich oder uns natürlich auch sehr interessiert: Was hast du für 2025 persönlich Was ist denn im Fokus? Was sind deine persönlichen Ziele? Wo soll es hingehen?
00:34:20: Torsten Lüth Also im Fokus haben wir natürlich eine Menge. Also ich bin ja Präsident des Deutschen Steuerberaterverbandes. Der wird dieses Jahr, also 2025, dann 50 Jahre alt. Jung, muss man ja sagen. Die Mitgliedsverbände sind teilweise älter als 75, aber als DSDV erschaffen wir es jetzt mit 50 Jahren und das ist natürlich so für mich etwas, was 2025 ansteht. Neue Regierung, neue Gemengelage. Schauen wir mal, was es so bringt. Wo ich im Moment sehr mit Interesse hinschaue, ist, was passiert in Brüssel. Da muss ich also nächste Woche tatsächlich auch noch mal vorstellig werden und mal die neuen Europaabgeordneten begrüßen, weil wenn ich mir so die Äußerungen der EU-Kommission anhöre, dann müssen wir ja schon feststellen, dass wir wahrscheinlich dann wieder doch mehr im Fokus stehen, was die Regulierung angeht und da müssen wir mal gucken, wie die EU-Kommission sich jetzt positioniert. Aber auch da, glaube ich, von Europa muss einfach weniger Bürokratie Also das ist einfach immer das Größte, was von da kommt, hat immer einen unendlichen Erfüllungsaufwand, vielleicht auch dem geschuldet, dass der deutsche Staat das immer ganz besonders gut an machen will, aber das würde jetzt zu weit führen, aber tatsächlich muss man da schon mal hingucken.
00:35:49: Torsten Lüth Von daher kommt viel Bürokratie. Es wird immer darüber gesprochen, dass man das abbauen will, aber so richtig sehe ich das noch nicht. Also da muss man viel machen, aber unser Berufsrecht ist dann natürlich immer im Fokus, weil der Steuerberater, so wie wir ihn kennen, der ist eben in Europa sehr unterschiedlich unterwegs. Wenn er überhaupt unterwegs ist, oftmals sitzt der noch Rechtsanwält, der es dort erledigen kann in einzelnen Ländern. Da müssen wir uns immer mal drum kümmern. Ja, und im Fokus wird natürlich für uns auch die Fachkräftinitiative noch mal stehen. Wir haben ja eine große Fachkräftinitiative gestartet, gemeinsam mit der Bundessteuerberaterkammer und der DATEV. Genau genommen haben wir zwei Kampagnen. Das eine ist ja zahlsichtausbildung. De. Die ist gerichtet natürlich für den Beruf des Steuerfachangestellten aufmerksam zu machen. Das finde ich schon enorm. Wir arbeiten da auch mit Leuten zusammen, die viel besser Bescheid wissen, wo die Zielgruppe, die jungen Menschen dann wirklich unterwegs sind. Das finde ich schon unheimlich interessant und ich habe mir da noch mal ein paar Zahlen, die muss ich allerdings ablesen. Das habe ich mir gar nicht gemerkt. Wir haben 131 Millionen Wir haben Impressionen vom 1.8. Bis Ende Oktober in den sozialen Medien gehabt.
00:37:05: Torsten Lüth Wir haben über eine Million Klicks gehabt in den verschiedenen Sachen, die wir da gemacht haben. Wir haben über 300.000 Visits auch auf der Landing Page gehabt. Also das finde ich schon ziemlich gut. Und ich selbst habe ja auch einen Podcast mal, weil ich bin ja da nicht die Zielgruppe. Jedenfalls glaube ich, ich würde mich wirklich nicht wundern, wenn ich das in den sozialen an Medien angezeigt bekommen, dann wäre das falsch. Aber ich habe mir dann auch mal einen Podcast der Gebrüder Kaulitz geben lassen und ich finde das tatsächlich sehr, sehr interessant, wie das gemacht wird. Und es erreicht offensichtlich auch wirklich die jungen Leute, denn die eine oder andere Kammer berichtet tatsächlich von einer Erhöhung der Ausbildungszahlen und das finde ich schon wirklich sehr interessant. Aber am Ende kommt es auf die Kollegen an. Die müssen a) ausbilden und b) sie müssen natürlich auch noch etwas dafür tun. Also wir unterstützen natürlich auch die Kollegen in den Kanzleien. Es gibt diese Unterstützungskampagne, „Initiative gemeinsam handeln und diese Unterstützungskampagne ist tatsächlich auf die Kanzlei und auf die Kanzlei Inhaber gerichtet. Und wir versorgen alle, die sich da einsetzen wollen, auch mit den entsprechenden Mitteln, die sie brauchen.
00:38:32: Torsten Lüth Und es wäre schade, wenn wir diese Chance jetzt nicht mal nutzen, wirklich für Fachkräfte zu sorgen. Da gibt es ein Ausbildungsverzeichnis, wo man sich registrieren lassen kann. Und das werden wir, ich sage mal, wir Paar, die ehrenamtlich oder auch hauptamtlich in den Institutionen unterwegs sind, auch gar nicht leisten können, was da wirklich erforderlich ist. Man bedenke mal, wenn wir jede Schule mal besuchen würden, darüber zu informieren, was wir für einen tollen Beruf haben. Das würden wir ja, das würde ich ja in meinem Leben nicht mehr schaffen. Also auch nicht in einem gewissen Kreis, den ich mir dann vielleicht selbst ziehe, sondern da müssen alle mitmachen. Und ich sage mal so: Wenn jeder, der irgendwo einen Bezug hat, nur ein, zwei solche Ideen einfach mal fortentwickelt und sich da mal hinstellt und erzählt, was er alles wo zu tun hat und wie er es zu tun und das auch mit einer gewissen Freude, denn unser Beruf bietet ja unheimlich viel tolle Erfahrungen. Wenn man das drüberbringen kann, dann haben wir schon gewonnen.
00:39:41: Carola Heine Vielleicht brauchst du einen TikTok-Kanal.
00:39:44: Torsten Lüth Was ich was ich noch so alles brauch. Oder was ich noch so alles bräuchte. Ja, vor allen Dingen wäre jetzt noch viel Zeit, wäre ja noch gut. Dann würde ich das auch noch machen. Also mein Tag ist so schon sehr ausgefüllt Das kann ich nicht anders sagen. Es ist ja doch ziemlich viel los. Ich sage dann immer, im Moment ist gerade viel los, aber die Tatsache ist, wird eigentlich nicht wirklich …
00:40:11: Olaf Clüver In jedem Moment ist viel los.
00:40:13: Torsten Lüth Ja, es ist eigentlich immer was los, weil Wenn das eine ein bisschen nachlässt, dann kommt das andere wieder mehr hoch und irgendwas ist immer. Gut, ich mache das ja auch alles gerne. Das soll jetzt gar kein Klagen sein, aber weiß ich nicht. Noch einen TikTok-Kanal, ich weiß nicht. Da müsste ich mir die Plattform wahrscheinlich Ja, erst mal ansehen.
00:40:31: Carola Heine Weil du sagtest, du willst in jede Schule und das wäre ein relativ sicherer Weg, wenn die Kampagnen cool sind, oder?
00:40:38: Torsten Lüth Ja, ich kann das ja auch eigentlich … Dadurch, dass ich ja auch ein Mann der Praxis bin, kann ich auch seine Erfahrungen berichten. Ich habe das selbst mal in der Schule erlebt. Als Vater bin ich da hingegangen und dann hat man mir da irgendwas vorgestellt. Da saß ein Unternehmen, ich will den Namen auch gar nicht nennen und in Wahrheit hat mir die nur einen einzigen ausgeliefert Ausbildungsplatz. Und dann habe ich mich mal umgesehen und habe ja viele Leute erkannt, die auch da waren, als Mütter oder Väter, und dann habe ich gedacht: „Mein Gott, da lassen die jetzt hier jemanden sozusagen einfliegen, der irgendwie einen Ausbildungsberuf erklärt und wir sitzen hier, ein Banker, ein Zahnarzt, ein Augenarzt, ein Versicherungsfachmann, ein Heizungs-und Sanitärinstallateur und, und, und. Wir hätten uns da oben auf die Bühne setzen können. Wir hätten einfach mal erzählen können, was „Das können wir so alles den ganzen Tag machen. Und dann hätten wir die Kinder wahrscheinlich viel, viel besser abgeholt als jemand, der da irgendwo aus einer ganz anderen Region kommt und einen einzigen Ausbildungspunkt erläutert. Und dafür sind wir alle den ganzen Abend da. Und ich sage: „Da gehören wir doch auch hin.
00:41:48: Torsten Lüth Da kann doch jetzt mal ein Steuerberater oder eine Steuerberaterin einfach mal erzählen, was für einen tollen Job wir haben. Und auch der Weg dahin, den kann man doch beschreiben. Jeder hat doch seine Erfahrungen. Ich meine, ich könnte bestimmt einen ganzen Podcast damit füllen, wie ich mal zum Steuerberater gekommen bin. Da hat doch jeder irgendwas zu erzählen.
00:42:12: Carola Heine Also wohin du kommen kannst, wenn du das erzählen willst, weißt du ja, oder?
00:42:15: Torsten Lüth Ja, ja. Immer für euch. Ich weiß. Wie viel Sendezeit haben wir da?
00:42:20: Carola Heine So viel du willst.
00:42:22: Olaf Clüver Aber mal im Ernst, das wäre dann doch, wenn ihr dann mit der Kammer, dem Verband und der DATEV diese Initiative gemacht habt, dann müsste man Ja, das ist wieder mein Leben im Konjunktiv. Man müsste mal. Aber eine Initiative über die Schulen gesamt, dass man solche Ausbildungstage, solche Vorstellungstage, Berufspräsentationstage regelmäßig ins Leben rufen. Und da scheitert es dann wieder an der Bürokratie, bis eine Schule so was auf die Reihe gekriegt hat, muss man wahrscheinlich wieder 600 Formulare ausführen. Die Feuerwehr muss angerufen werden, zwei Sanitäter müssen kommen et cetera.
00:42:54: Torsten Lüth Ja, wie auch immer. Das ist ja jetzt nur eine Idee, wie man das machen kann. Ich sage Ich meine, jeder soll doch authentisch bleiben. Das heißt, ich brauche mich nicht verbiegen. Wenn ich sage, TikTok ist nicht mein Format, was ich jetzt nicht einschätzen kann, sorry, aber dann gehöre ich da auch nicht hin. Wenn jemand sich permanent in den sozialen Medien tummelt und da sowieso gute Ideen entwickelt, der kann das natürlich gut in den sozialen Medien platzieren, da wo er sich wohlfühlt, weil das einfach, das lebt er dann einfach. Und wenn ich eben daher komme und sage, ich habe diese Erfahrung und ich habe in dem Moment die Idee, das hier, das könnte man optimieren, indem man uns damit einbringt. Und ich gehe dann aktiv auf den Direktor, auf die Schulleitung oder auf den Lehrer zu und sage: „Pass mal auf, das würde ich gerne mal „Ich will das mit euch machen. Dann kann das nur gut werden. Dann fühle ich mich da auch wohl, dann fühle ich mich dem auch gewachsen und dann mache ich das einfach und dann wird da auch was drauf. Und so eine Steuerfachangestellte, eine Ausbildung hat noch niemandem geschadet und man hat es noch vorsichtig zu sagen.
00:44:00: Torsten Lüth Ich sage immer, das ist die Königsklasse des kaufmännischen Berufs. Denn wenn man sich anschaut, was man mit dieser grundlagen Ausbildung am Endeff weitermachen kann, abgesehen davon, dass man natürlich immer noch mal studieren kann oder so was, aber allein damit kann man … Also im Grunde sind einem doch Tür und Tor geöffnet. Man kann noch alle möglichen Bereiche vordringen, wenn man dann wirklich nicht beim Steuerberater bleiben will, aber wahrscheinlich ist es ja nicht, dass man da nicht bleiben will.
00:44:27: Olaf Clüver Na ja doch. Also ich habe ja auch eine Steuerfachangestellte in Ausbildung und du kannst ja meine Vita angucken. Also man kann wirklich jetzt eine Menge damit machen und ich stimme dir absolut zu. Die Grundlage dieser kaufmännischen Ausbildung, die wirklich sehr hochwertig ist, weil du eben frühzeitig mit Gesetzestext mit Rechnungswesen, mit Buchhaltung und mit anderen Vorschriften in Verbindung kommst, ebnet dir einen Weg. Und so eine Fortbildung zum Bilanzbuchhalter, dann hast du für dein Leben mehr oder weniger einen Job, weil du ganz genau weißt, unter einem bestimmten Gehalt muss ich eigentlich nicht wieder arbeiten. Das muss man ja auch mal kalkulieren. Und dann der Sprung, das weiterzumachen, ist durchaus möglich. Ja, klar.
00:45:10: Torsten Lüth Im Steuerberat der Tag hatten wir auch ein paar Studentinnen und Studenten zu Gast und ich habe mir ja dieses Jahr dann auch mal eine Zeit genommen. Wir haben uns da in einem Raum getroffen und ich fand die Resonanz sehr beeindruckend. Die sind alle wirklich sehr interessiert. Es waren tolle Fragen, es war eine schöne, lockere Runde und wir haben auch ein Seminar speziell für die Studenten gehabt, wo es darum ging, wie wird man auf dem Weg zum Steuerberater sozusagen. Und das ist dann durchgeführt worden von zwei jungen Leuten, die diesen Weg gerade beendet beziehungsweise die mittendrin sind. Also einer so und einer so. Und das war unheimlich spannend, haben mir die Studenten berichtet, das zu hören, die Sichtweise. Und deshalb Ich glaube, wir müssen das nur nach draußen tragen. Wir müssen das etwas positiver betrachten. Es wird uns nicht helfen. Natürlich muss ich mich als Verbandspräsident eben auch dafür stark machen, dass wir die Situation beschreiben, damit wir Fristverlängerungen hier und da auch bekommen können, weil einfach der Arbeitsdruck so hoch ist. Aber der Kollege da draußen sollte es eher versuchen, eben diesen positiven Aspekt rüberzubringen, wie toll und sinnstiftend unser Beruf ist und nicht immer nur das Klageleit anstimmen.
00:46:41: Carola Heine Ich habe das tatsächlich in der Schule meiner Tochter schon mal vorgeschlagen, weil ich ja, kenne ja wahrscheinlich mehr fast so viele coole Steuerberater wie Olaf. Nein, nicht wirklich, aber viele. Und ich habe das vorgeschlagen und die waren überfordert. Die haben mit den Behörden so ein bisschen was gemeinsam, die sind nicht auf dem Info stand. Die erste Frage war, wie „Wie verklicke ich denn den Kindern, dass das in fünf oder 15 Jahren noch ein interessanter Beruf ist, wenn die Digitalisierung so schnell voranschreitet? Die waren nicht wirklich daran interessiert, ihr Standard-Rahmenprogramm zu verlassen, was die vom Bildungsministerium wahrscheinlich vorgegeben bekommen haben. Das heißt, man muss wahrscheinlich höher ansetzen oder bei TikTok.
00:47:20: Torsten Lüth Ja, aber jetzt muss ich auch sagen, egal in welcher Phase wir uns befinden oder In welchem Jahrzehnt? Es gab immer den Moment, wo man gesagt hat, der Beruf schafft sich ab. Spätestens seit der Gründung der DATEV war das immer ein Problem, weil man dann gesagt hat: „Oh, die Arbeitsverwaltung, die schaffen sich von alleine ab. Den braucht ja jetzt keinen Mensch mehr. Und was ist passiert? Wir haben uns doch permanent entwickelt. Wir haben unsere Arbeitsweise völlig verändert. Ich bin jetzt seit über 30 Jahren in dieser Branche. Also wenn ich an die ersten Tage zurückdenke und Das hat mit dem heutigen Arbeiten nichts zu tun. Das Einzige, was geblieben ist, ich habe damals einen ausgefüllten Tag gehabt und ich habe ihn heute auch noch. Das ist das Einzige, was sich nicht geändert hat. Also zu tun gab es immer. Und ich habe für meine Kanzlei wirklich viele Ideen, die ich umsetzen möchte, die ich nicht umsetzen kann, weil mir die personellen Ressourcen fehlen aktuell, weil einfach die die Zweitfenster nicht da sind, das mit den Mitarbeitern auch entsprechend zu diskutieren, aber dass jemand überflüssig ist, nein.
00:48:40: Carola Heine Das glaube ich auch nicht.
00:48:42: Torsten Lüth Sorry, das kann ich mir nicht vorstellen.
00:48:44: Olaf Clüver Das glaube ich auch nicht, im Leben nicht und der nächste Abgesang wird ja schon angestimmt, wenn erst mal die KI-Einzug in die Kanzleien erhält, aber auch daran glaube ich nicht. Ich glaube, dass dann im Gegenteil die KI, wenn überhaupt, einige, sage ich mal, automatisieren realisierbare Aufgaben macht und die Kanzleien dann erst richtig wichtig werden, weil sie dann die Möglichkeit haben, nämlich das, was eine KI nicht kann, individuelle Beratung, Steuergestaltung et cetera im Fokus auf den Menschen zu leisten. Ich glaube, dass die KI sogar die nächste große Chance für die Steuerkanzleien wird, sich noch wieder weiter zu positionieren und zu festigen für alle die, die glauben, dass sie das bislang nicht getan haben.
00:49:25: Torsten Lüth Also du hast es gerade richtig gesagt. Wir müssen auch das als Chance sehen. Das ist Da habe ich eine Chance, wieder ein Stückchen weiterzukommen. Natürlich wird die KI einiges verändern. Und das dauert mir auch alles viel zu lang. Wir müssen unsere Leute befähigen, damit umzugehen. Aber wenn ich sehe, wie langatmig wir Ausbildungskonzepte verändern, also wie auch dann in Berufsschulen agiert wird. Also wir haben da unsagbar viele Baustellen und wir haben unsagbar langsame Prozesse. Das können wir uns auch nicht leisten. Wir müssen da wirklich so ran, dass die Leute, unsere Mitarbeitenden, damit auch wirklich gut umgehen können. Und dazu müssen wir sie befähigen und die Berufsbilder verändern sich. Aber wenn die sich so langsam verändern würden, wie unsere Berufsausbildungsordnung bei den Steuerfachangestellten, na ja, dann … Ja, das muss aber so sein, dass auch die Schulen im Grunde die Berufschulen in dem Fall einem ja mithelfen, die Leute zu befähigen. Ich kann in der Praxis viel machen, aber da muss natürlich parallel auch das Schulsystem sich entsprechend verändern. Ja, absolut.
00:50:43: Olaf Clüver Und wenn man sich überlegt Nicht, wie lange man in der Berufsschule doch eine Hauptabschlussübersicht gemacht hat. Na ja, gut. Ein anderes Thema. Carola, du hattest noch eine Frage in Petto. Das weiß ich vom Vorgespräch.
00:50:58: Carola Heine Ich hatte noch eine Frage in Petto? Sag sie mir mal.
00:51:02: Olaf Clüver Du wolltest wissen, wie der Präsident des Deutschen Steuerberaterverbandes Weihnachten feiert.
00:51:07: Carola Heine Genau. Ich habe noch präziser. Ich wollte fragen, ob ihr eine Weihnachtstradition habt, was ihr esst. Genau.
00:51:16: Torsten Lüth Also bei dem Vorgespräch war ich aber nicht dabei. Nein. Du hattest keine Zeit, Thorsten.
00:51:24: Carola Heine Nein, wir hatten überlegt, was passiert. Du hast so viel Druck, du hast so viele Termine, du bist zu viel in der Gegend unterwegs und natürlich sind dann so Feiertage mit der Familie besonders kostbar. Das sind dann ja Highlights des Jahres und dann haben wir gedacht oder ich zumindest habe gedacht: „Was hast du denn zu Hause für Routinen, die du zusätzlich die du schätzen weißt und die du magst? Das war einfach der Gedanke dahinter.
00:51:49: Torsten Lüth Also in der Tat ist mir persönlich Weihnachten sehr wichtig, Familie, dass wir Familienzeit haben. Das treffen sich auch alle bei uns, Das ist doch auch schön so, dass man selbst nicht reisen muss. Und tatsächlich gibt es auch Traditionen, die heißen, Kartoffelsalat und Würstchen und der Hände am ersten Weihnachtsfeiertag. Das ist schon sozusagen gesetzt und dadurch, dass das klar ist, ist das, glaube ich, auch nicht so ein großer Stress, außer für meine Frau, die das alles zubereiten muss. Aber da sind wir ganz traditionell unterwegs. Und ansonsten bin ich dann froh, dass man sich mal zusammensetzt, dass man ein bisschen spricht oder auch wirklich mal ein bisschen überspielt, je nachdem, wie so die Stimmung ist, und dass man dann wirklich ein paar ruhige Tage hat, weil ich glaube, zwischen den Feiertagen, bei allem Fristendruck, aber die Welt werden dann nicht mehr großartig verändern. Das ist eher so ein bisschen den Schreibtisch aufräumen und befreien von den Sachen, die da irgendwie so liegengeblieben sind. Und dann geht das noch mit neuer Kraft im nächsten Jahr wieder los. Aber tatsächlich, ich bin froh, dass da mal ein paar Tage die alle inhalten können. Und der positive Stress, den ich fast jeden Tag habe, dass der dann mal ein bisschen nachlässt.
00:53:12: Carola Heine Ja, ich finde es bewundernswert, dass du den Stress immer noch als Positiv labelst, weil es ja vorwärts, aufwärts geht mit der Branche. Das kann man ja nicht anders sagen, also nicht immer in dem Tempo, in dem man sich das wünschen würde, aber es ist ja immer sehr viel gute Bewegung drin, unter anderem auch durch den Einsatz der Verbände. Jetzt habt ihr hoffentlich eine richtig schöne, ruhige Zeit zwischen den Jahren, sagt man ja, aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen. Was hast du denn als erstes auf dem Schreibtisch nächstes Jahr? Kann man das schon sagen?
00:53:42: Torsten Lüth Am Anfang des Jahres müssen wir uns sicherlich zum einen natürlich den Wahlkampf kümmern, der dann ja einsetzen wird Anfang Januar, aber gleichzeitig werden wir uns noch mal die Fristen bemühen, die Fristen für die Abgabe der Steuererklärung. Das ist auch ein Thema, was uns natürlich von den die dann gespiegelt wird. Wir haben ja seit Mai 2022 dieses Fristenkonzept, dass wir die Steuererklärungsfristen sukzessive zurückführen, bis wir wieder im Normalzustand sind. Das war ja alles aus der Corona-Zeit wegen der Vielzahl der zusätzlichen Aufträge, die wir so haben. Aber wenn wir ehrlich sind, es hat sich eigentlich an den zusätzlichen Aufträgen aktuell noch gar nichts geändert. Viele Sachen werden uns nächstes Jahr beschäftigen. Die Grundsteuerbescheide werden jetzt eintrudeln. Das heißt, da werden wir erhöhten Handlungsbedarf haben. Die E-Rechnungen sind dann auch noch nicht vorbei, weil viele Mandanten möchten natürlich auch gerne die Rechnung einführen und nicht nur annehmen können. Und da ist Beratungsbedarf und viele, viele andere Sachen begleiten uns gerade jetzt. Und wir haben natürlich auch noch die Corona-Wirtschaftshilfen. Die Schlussabrechnungen sind in der Regel noch nicht beschieden. Da kommen viele Fragen, auch sehr, sehr viele kleinteilige Fragen. Und die Kollegen spiegeln uns, dass sie, wenn man das genau nimmt, wir ja nur zehn Monate Zeit haben, das Verhandlungsjahr 2023 abzuarbeiten, weil wenn man so die Fristenden nimmt, dann reduzieren wir die Zeit jetzt zwei Monate.
00:55:16: Torsten Lüth Das ist eindeutig zu viel. Und gerade in Anbetracht der Tatsache, dass noch so wahnsinnig viele Corona-Sachen zu erledigen sind, immer noch, sagen wir, wir brauchen für die Veranstaltung 2023 noch mal eine Frist bis 31.07. Und wären dann dafür, dass jedes Jahr einen Monat zurückgeführt wird, sodass wir dann wirklich sagen, elf Monate pro Jahr für ein Verhandlungsjahr, anders ist es kaum zu schaffen. Wie die Chancen dafür sind, weiß ich nicht. Wahrscheinlich sperrt man sich da natürlich gegen, aber ich glaube, wir haben gute Argumente, die dafür sprechen, weil am Ende des Tages soll das ja auch gut sein, was wir machen und nicht irgendwelche Schnellschüsse, wo wir nachher sagen müssen, mangelst der Zeit haben wir das hier nicht ordentlich abgearbeitet. Das will ja auch keiner. Insofern hoffe ich da noch so ein bisschen auf die Verwaltung, dass sie da einlenken und sagen: „Ja, es geht uns ja auch so. Die Fallzahlen reduzieren sich ja in den Finanzämtern auch nicht und das muss auch dort abgearbeitet werden und ich hoffe, da wird wirklich offen einsehen. Das wird sicherlich Anfang des Jahres im Vorbestehen. Und dann schauen wir mal, was dann nach dem 23. Februar dann so passiert. Also es bleibt ganz spannend.
00:56:43: Olaf Clüver Es bleibt spannend. Ja, Genau, den Eindruck habe ich auch.
00:56:47: Carola Heine Es bleibt ein sehr volles Jahr und du, armer Mensch, hast da schon den ersten Termin für Dezember ab 2025, mit uns.
00:56:54: Olaf Clüver Ja, genau.
00:56:55: Carola Heine Wieso bin ich ein armer Mensch?
00:56:57: Torsten Lüth Ich bin auch kein armer Mensch.
00:56:58: Carola Heine Weil du schon verplant Du bist für Dezember, für die nächste Folge mit uns.
00:57:02: Torsten Lüth Aber wenn du wüsstest, wie viele Termine ich schon für das Jahr 2025 fest vereinbart habe. Also der Kalender, das ist schon ein bisschen herausfordernd, weil das muss ja auch alles koordiniert werden. Also die beiden Präsidentschaften quasi in Mecklenburg-Vorpommern und dann eben auch auf Bundesebene plus Kanzlei plus die anderen Institutionen, die dann auch immer noch mal etwas haben oder wo ich dann eben Mitglied in irgendeinem Beirat bin. Da sind ja auch Termine. Also das ist schon diese Koordination schon eine Herausforderung für alle beteiligt.
00:57:39: Olaf Clüver Aber das muss ich mal an dieser Stelle mal sagen. Ich kenne sie ja ein kleines bisschen. Ich glaube, du hast auch ein sehr cooles Team, die das wirklich großartig unterstützen. Also die sind mir, einige davon sind mir persönlich bekannt und doch, muss ich schon sagen, ist eine gute Mannschaft.
00:57:55: Torsten Lüth Ja, es ist ja nicht nur ein Team. Es ist ja das Team in Berlin, das ist in Brüssel, das ist in Rostock und natürlich auch in der Kanzlei und alle müssen irgendwo auch da ein Stückchen mithelfen, dass das gelingt und hat die Familie nicht zu vergessen. Da muss schon viel abgestimmt werden untereinander. Deshalb ist mein Terminkalender tatsächlich sehr, sehr häufig im Fokus. Aber ich muss sagen, ich bin da wirklich stolz auf alle, die da mitwirken, wie wir das hinkriegen und bin unheimlich dankbar, dass ich das machen darf. Insofern ist es alles gut.
00:58:33: Carola Heine Wir freuen uns sehr, dass du dir die Zeit für uns nimmst. Wir wissen, dass das nicht so einfach ist und dass das zwischen viele andere Sachen passen muss und wir wissen, das wirklich sehr zu schätzen.
00:58:42: Olaf Clüver Absolut, ja.
00:58:43: Torsten Lüth Und ich doch noch mal mit euch zu sprechen Das ist doch ein Genuss mit euch.
00:58:47: Carola Heine Schön.
00:58:48: Olaf Clüver Ich finde, das ist ja schon fast ein hervorragendes Schlusswort. Thorsten, vielen, vielen Dank, wie gesagt, für die Zeit, für die lockere Art, für dieses sympathische Miteinander und dass du dir eben die die Zeit nimmst und dass du es offensichtlich auch genießt. Also vielen herzlichen Dank dafür und dir und all deinen Liebsten ein wunderschönes Weihnachtsfest, eine erholsame Zeit dazwischen und alles Gute und viel Kraft fürs nächste Jahr.
00:59:16: Torsten Lüth Ja, das gebe ich euch natürlich gern zurück. Alles, alles Gute auch den Zuhörerinnen und Zuhörer. Schöne Weihnachtszeit und kommt alle gut rein ins neue Jahr und dann mit voller Kraft voraus.
00:59:30: Carola Heine Dank, Thorsten. Tschüss. Danke.
00:59:33: Torsten Lüth Tschüss.
00:59:34: Olaf Clüver Tschüss.
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