Ein Ausblick: Christian Böke über die KI-Nahrungskette in der deutschen Steuerbranche
Shownotes
In der aktuellen Folge sprechen Carola Heine und Olaf Clüver mit dem Steuerberater Christian Böke - er ist Präsident des Steuerberaterverbands Niedersachsen Sachsen-Anhalt und Vizepräsident vom Deutschen Steuerberaterverband, wo er für den Arbeitskreis Digitalstrategie verantwortlich ist.
Wir fragten Christian, wie er den Stand der Digitalisierung in deutschen Steuerkanzleien heute einschätzt und wohin die Reise geht, welchen Unterschied die E-Rechnung machen wird und natürlich auch, welche Tipps er für eine Steuerkanzlei hat, wenn sie vorhat, KI in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Vielen Dank für den inspirierenden Austausch!
Christian Böke
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00:00:01: Olaf Clüver Hallo - und damit begrüße ich ganz herzlich unseren heutigen Gast, den Steuerberater Christian Böke. Herzlich willkommen, Christian.
00:00:12: Christian Böke Danke schön, Olaf, für die nette Einladung zu eurem Podcast. Ich habe mich sehr gefreut und ich glaube, wir werden hier spannende Dinge besprechen. Vielleicht noch kurz zu meiner Person: Ich bin Christian Böke, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in eigener Kanzlei. Wir sind so eine mittelgroße Kanzlei mit sechs Berufsträgern und wenn ich jetzt überall darüber wegzähle, 50 Köpfe. Und wir sind da in den Bereichen auch tätig, die wir gleich besprechen. Ich bin auch gleichzeitig Präsident vom Steuerberaterverband Niedersachsen-Sachsen-Anhalt und Vizepräsident vom Deutschen Steuerberaterverband, wo ich für den Arbeitskreis Digitalstrategie die Verantwortung trage. Und der Arbeitskreis hat da auch jüngst den KI-Tool-State ausgerichtet, auf den wir bestimmt auch noch zu sprechen kommen.
00:01:05: Carola Heine Ja, genau. Das war nämlich einer der Auslöser, warum wir gesagt haben, den müssen wir jetzt einladen, denn so viel Expertise aus so vielen verschiedenen Perspektiven, das findet man einfach nicht so oft. Und wir haben dich ja schon einmal zu Gast gehabt, als wir eine Podiumsdiskussion hatten. Wir wussten, du kannst reden und haben gesagt: „So, jetzt schnappen wir ihn uns ein weiteres Mal und stellen ihm ein paar Fragen, deren Antworten hoffentlich unsere Zuhörerinnen und Zuhörer weiterbringen. Sehr gut. Und ich springe gleich mal direkt ins erste Thema. Wir reden immer darüber, dass Kanzleien digitaler werden müssen und nennen die Vorteile, aber wie schätzt du denn den aktuellen Stand von der KI-Nutzung in Steuerkanzleien ein? Ist das schon ausreichend? Tut sich da genug? Wie geht das jetzt in den nächsten Jahren weiter? Was würdest du sagen?
00:01:50: Christian Böke Das steckt natürlich systembedingt noch ganz in den Anfängen, weil es ja noch gar nicht so viele Möglichkeiten auch bis vor kurzem gegeben hat, dass man KI in den Kanzleien auf einfache Art und Weise nutzen kann. Wir haben derzeit jetzt Angebote hereinbekommen von Fachverlagen, die KI-Tools für die Diversaturrecherche zur Verfügung stellen. Die DATEV hat in einige Produkte KI-Lösungen eingebaut und wir haben so ein paar spezialisierte Anbieter, die KI-Tools vermarkten, aber das ist natürlich auch nichts für kleine und mittelständische Kanzleien. Insofern, auf deine Frage, Herr K. R. Da, sind wir da wirklich noch ganz am Anfang? Aber ich glaube, das wird deutlich auch Fahrt aufnehmen, weil der Nutzen einfach sehr, sehr groß ist.
00:02:41: Carola Heine Kann man sagen, wie das in den nächsten Jahren vorangehen wird? Wird die die E-Rechnung einen Unterschied machen?
00:02:46: Christian Böke Die E-Rechnung wird einen großen Unterschied machen. Da brauche ich, glaube ich, aber gar nicht auch KI dafür. Die wird einfach auch dazu beitragen, dass der Buchhaltungsprozess eben noch mal viel wie viel stärker digitalisiert wird. Es ist ja dann auch nicht mehr möglich, auch für die Mandanten, die die Buchführungsvorbereitenden Dinge tun. Für die ist es auch nicht mehr möglich, dass nur in Papier Form zu machen. Die sind ja dann mit E-Rechnungen konfrontiert und müssen zwangsweise sich überlegen: „Wie kriege ich das in die digitale Welt transformiert? Und dann bietet es sich natürlich auch an, dann den ganzen Rest, den man außerhalb der E-Rechnung hat, auch zu transformieren. Also das ist einmal dieser Treiber, den die E-Rechnung darstellen wird und eine E-Rechnung kommt im Datensatz und einen Datensatz kann ich eben verarbeiten und dann brauche ich keine Rechnung mehr einscannen, muss sie nicht mehr mit OCR-Software auslesen und diese ganzen Prozesse und Unsicherheiten auch, die damit verbunden sind, gelbe Ampeln, rote Ampeln in dem Buchungsprogramm, die fallen alle weg und das wird eine erhebliche Erleichterung sein, weil diese ganze Tipperei dann auch nicht mehr notwendig ist, sondern es kommt wirklich dann auf das Urteil an derjenigen, die im Arbeitsprozess sind: „Beurteile den Geschäftsvorfall nach seinem Inhalt, nach seinem Gehalt und seiner Wichtigkeit und rage das dazu bei, was du an Compliance-Gesichtspunkten einbringen kannst als Prozessbeteiligter, den richtig verarbeiten lassen.
00:04:31: Olaf Clüver Jetzt haben wir in der Vergangenheit schon ein paar Mal erlebt, wenn sich ein neuer Megatrend auftut und ich würde KI jetzt mal als Megatrend bezeichnen, dann macht sich in Steuerkanzleien gerne mal eine gewisse Unsicherheit breit. Das hat berufsrechtliche Gründe, das hat prozessuale Gründe. Welche Tipps könntest du einer Steuerkanzlei jetzt schon geben, wenn sie vorhat, KI in ihren Arbeitsalltag zu integrieren?
00:04:57: Christian Böke Also ich würde zunächst mal bewährte Produkte zurückgreifen, die schon fertig entwickelt sind, weil es leider sich bei dieser Art von technologischer Entwicklung, was auch auf jeden Fall ein technologischer Quantensprung ist, ähnlich wie die industrielle Revolution, die wir hatten im Zeitalter, als die Produktion entwickelt worden ist, haben wir das jetzt eben auf den Faktor Wissen bezogen, die KI-Revolution. Und alle Investitionen, mit denen ich mich jetzt beschäftige, das Thema KI voranzubringen, die sind leider immer auf kurzer Sicht total entwertet durch entsprechende Investitionen und Fortentwicklungen, die die großen Player am Markt machen. Dazu muss man sich noch mal die KI-Nahmeldung die Nahrungskette anschauen und verdeutlichen. So nenne ich das immer. Wir haben auf der einen Seite, links kann man sich das vorstellen, der Nahrungskette ist der größte Produzent von KI-Chips, also Nvidia. Ohne die wäre das alles gar nicht möglich gewesen. Dann reihen sich da die Cloud-Anbieter ran, die im Grunde die Rechenzentren betreiben, die die KI-Chips kaufen und ihre Rechenzentrumspapazitäten dafür zur Verfügung stellen. Und dann gibt es wieder Software Unternehmen, die die Cloud-Dienstleistungen nutzen, Azure Cloud und so weiter, DATEV auch. Die stellen diese Leistungen dann bereit, die man nutzen kann, die man buchen kann. Und dann kommen wieder kleinere Anbieter, die dann auf Basis dieser Cloud-Kapazitäten konfektionierte Anbieter angebote entwickeln.
00:06:52: Christian Böke Und dann kommt man selbst und man sagt: „Okay, ich kann hier mit ChatGPT irgendwas machen und irgendwas zusammenstellen und so weiter. Das wird aber wird es eben immer durch die Entwicklung der Großen sehr schnell eingeholt. Das heißt, wenn ich jetzt sage, ich bin eine große Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, was weiß ich, mache irgendwie 50 Millionen Umsatz im Jahr oder noch mehr und entwickle selbst eine KI-Lösung und investiere da sechs, siebenstellige Beträge rein, dann kann es durchaus sein, dass die gesamte Entwicklung durch vorkonfektionierte Lösungen aus dieser Nahrungskette heraus obsolet werden. Also das kann doch auch sein. Und deswegen empfehle ich auf jeden Fall auch gerade den kleinen und mittelständischen Kolleginnen und Kollegen immer erst mal vorkonfektionierte Lösungen zu wählen, die dann auch relativ kostengünstig auch genutzt werden können.
00:07:46: Olaf Clüver Das ist, finde ich, schon mal ein sehr, sehr wichtiger Hinweis, weil damit nimmst du natürlich vielen auch die Angst, diese vorkonfektionierten Lösungen tatsächlich auch anzuwenden. Wir haben eben schon mal über die KI Tooldays gesprochen. Wie lief das ab? Was war der Hintergrund? Was konnten die Teilnehmenden dort mitnehmen? Und gibt es da vielleicht so zwei, drei konkrete Tooltips, die du hier jetzt nennen könntest, die eben halt mit deinem, was du vorhin gesagt hast, da quasi konform gehen?
00:08:19: Christian Böke Ja, also das kann ich gerne tun. Also dieser KI-Tools-Day, der geht aus dem Arbeitskraft-Digital-Strategie hervor, wo ich mit einigen Kolleginnen und Kollegen, die für das Thema auch sehr affin sind, gedacht habe: „Okay, es ist jetzt so weit, dass wir so ein bisschen auch die Bastelbude verlassen haben und dann mal gucken, wo gibt es denn schon Tools, die man nutzen kann, die sinnvoll im Einsatz sein können? Und das kommt tatsächlich von den Fachverlagen einiges. Wir haben ja Tools von den Fachverlagen, die eben die ganze Literaturbandbreite aufgreifen, die man abonniert hat. Also ein Kaufeverlag war zum Beispiel da, im DGB-Verlag war da, Stolfus. Die haben ihre Produkte vor erstellt und im WB war kurz davor, fertig zu werden, auch das KI-Tool. Und diese Recherch-Cools, die sind schon wirklich gut. Also die bieten dir auch gute Lösungen mit Fundstellen. Das ist dann nicht so wie bei ChatGPT, dass du irgendwie dein steuerliches Problem eingibst, wenn du das denn nutzen willst und kriegst dann eine Antwort aus dem Nervana und du weißt jetzt nicht genau, wo suche ich jetzt weiter und überprüfe die, sondern bei diesen Tools bekommst du … Ich beziehe mich jetzt einfach nur mal auf den Haufe Co-Pilot.
00:09:50: Christian Böke Die anderen sind genauso gut. Ich will jetzt nicht ein Produkt da hervorheben. Da gibst du dein Problem ein in den üblichen Chat-Dialog, den man ja schon kennt. Also den Prompt gibt man ein und kriegt dann eben eine Lösung dafür. Und die Lösung ist verbunden mit Fundstellen, die man direkt anklicken kann und wo man dann nachlesen kann: Betrifft das überhaupt jetzt ganz genau auch meinen Fall? War mein Prompt genau genug? Und so weiter. Ich habe da schon sehr viele gute und richtige Lösungen bekommen. Ich habe aber auch falsche Lösungen dafür bekommen. In jedem Fall ist es aber schon eine Zeitersparnis zur Durchdringung des Problems. Ich muss mich erst mal sammeln und diesen Prompt definieren. Das trägt schon mal dazu bei, dass ich nicht gleich losrecherchiere und wild erst mal als Suche und als wir lesen und auch so ein bisschen Eigendisziplinierung und zum zweiten ist es eben auch eine Vorauswahl der Fachliteratur dazu, die dann hinterher auch auf jeden Fall die Arbeit erleichtert. Ki ist ein Assistent letztendlich, der ein sehr niedriges Leistungsniveau auf ein sehr hohes Leistungsniveau bringt. Wenn ich jetzt als steuerlicher Experte KI nutze, dann werde ich sagen: „Gut, toll, die Lösung Die Lösung, die hätte ich vielleicht jetzt sowieso schon gewusst oder hätte jetzt nicht so lange gebraucht, sie herauszufinden.
00:11:20: Christian Böke Das ist aber nicht der Maßstab. Ich habe dadurch auch natürlich eine Zeitersparnis, die ist aber nicht so groß. Aber wenn ich jetzt an Mitarbeit Mitarbeiter da dran setze, der vor ein fachliches Problem gestellt ist, der jetzt vielleicht noch nicht Steuerberater ist oder noch Berufsanfänger ist, der kann natürlich damit sehr gut seine Probleme sehr schnell mit einer hohen Kompetenz lösen und sieht dann auch, dass er sie noch mal überprüfen muss natürlich. Also das ist so ein wesentlicher Punkt dabei. Die DATEV hatte auch vorgestellt, einige Lösungen, die Sie haben. Es gibt da die KI Stadt, wo man so ein bisschen sich Hilfestellung suchen kann. Das ist auch in Entwicklung, würde ich mal sagen, aber Sie haben natürlich auch eingebaute Tools im Buchungsprozess, wo dann eine lerne KI damit befasst ist, Buchung zu vervollständigen. Also das wurde auch noch mal vorgestellt. Also das war auch ganz gut und kann man auch relativ einfach dazu buchen. Man setzt irgendwo, klickt irgendwo einen Haken an und dann wird das entgeltlich. Allerdings ist es nicht umsonst, wie vieles bei der DATEV, aber es ist ja auch gerechtfertigt. Dann werden die Buchungen überprüft und es werden Buchungsvorschläge gemacht und das läuft dann über die Monate auch in eine Sinnhaftigkeit rein in Buchungsvorschläge, haben wir auch hier ein paar Buchhaltungen, ich glaube, 25 Stück, wo wir das entsprechend unterstützend anwenden.
00:12:55: Christian Böke Aber es ersetzt auch nicht die Mitarbeitenden, muss man auch ganz klar sagen. Es Es vereinfacht Routineaufgaben und das sind auch alles Dinge, wo man sagen kann, diese Routineaufgaben, natürlich werden die erledigt, aber das ist jetzt nicht unbedingt ein Kern der Verantwortlichkeit der Mitarbeitenden. Ja, so will ich es mal formulieren. Sie sind ja am Endeffür höhere Ergebnisse notwendig als fürs Zahlen, also verantwortlich als fürs Zahlen, einen Tipp.
00:13:29: Carola Heine Wir können schon ganz beeindruckende Sachen machen mit Tools, die es vor kurz noch nicht gab. Wir haben uns, finde ich, auch super schnell daran gewöhnt. Wir sprechen schon auf einem relativ hohen Niveau über Sachen, die nagelneu sind und denen wir gar nicht wissen, wo die in fünf Jahren sein werden. Aber wir haben jetzt schon sehr, sehr gute Möglichkeiten, wenn man dann bereit ist, sie zu nutzen. Was würdest du denn sagen? Was können KMU machen, damit sie KI nutzen, schneller und besser und fehlerfreier mit ihren Steuernkanzleien zu arbeiten? Was gibt es da für Möglichkeiten? Ich meine, das muss ja Dinge geben, die die Zusammenarbeit vereinfachen oder besser strukturieren.
00:14:10: Christian Böke Also erst mal könnte man zusammen mit dem Steuerberater der Steuerberaterin, eine Prozessdokumentation auch machen, KI unterstützt. Das geht sehr gut inzwischen. Das hat vorher sehr viel Arbeit gemacht, war auch nicht so leicht nachvollziehbar, diese ganzen Prozessdokumente Dokumentationen mit den Bildchen, die dann miteinander verknüpft sind und so. Bei mir in der Kanzlei sind die Mitarbeitende auch keine großen Fans von, aber man braucht das eben. Man muss eben die Prozesse erst mal so dokumentieren und auch zu sehen, sind sie eigentlich optimal und was kann ich da noch verändern, optimale Prozessstrukturen hinzubekommen? Und dann kann ich mir eben überlegen, was kann ich da automatisieren an den Prozessen, auch bei den KMUs. Also da ist es, glaube ich, in erster Linie ein Automatisierungsthema und in die Automatisierung kann ich natürlich auch KI-Instanzen einbauen, wenn ich da mich ein bisschen beschäftigt habe.
00:15:14: Carola Heine Muss das von KMU-Seite passieren oder beraten die Steuerberater oder was ist die größte Aufgabe?
00:15:22: Christian Böke Das ist, glaube ich, ein relativ neues Beratungsfeld, sich mit solchen Dingen zu befassen, also gerade auch Automatisierung mit KI. Gibt es, würde ich sagen, einige Kanzleien, die so was machen, aber das ist auf jeden Fall kein flächendeckendes Beratungsangebot. Wenn ein KMU sich dafür interessiert, sich selber damit zu beschäftigen, ist es die Frage, ob der ganze Aufwand lohnt, so tief in das Thema einzusteigen. Ist ein bisschen abhängig von der Unternehmensgröße. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, sich damit zu beschäftigen, weil man hinterher auch die Lösung versteht und auch die die Grenzen der Lösung auch versteht. Deswegen denke ich, macht es Sinn, dass sich zumindest bei Unternehmen – ich kann jetzt schlecht mit Größenordnung sagen, aber ich würde mal sagen, so ab 50 Beschäftigten –, dass sich einer auch so ein bisschen mit dem Thema befasst und man nicht nur alles zukauft.
00:16:18: Carola Heine Was hältst du für die größten Hürden im Einsatz von KI? Willassen Sie sich überwinden, die Hürden oder müssen wir einfach warten, bis bessere Tools kommen?
00:16:28: Christian Böke Also Datenschutz, Datensicherheit ist mit Sicherheit eine der größten Hürden. Also wenn wir ChatGPT nutzen in irgendwelchen eigenen Anwendungen, geht das sehr gut, aber ich kriege von OpenAI eben keine Auftragsdatenverarbeitungs-und Vertragslösung angeboten. Ja, ich kann keinen Vertrag mit denen schließen. Mit kleineren Anbietern könnte ich das schon. Und schon wenn das schon nicht geht, mit Open AI so einen Vertrag zu schließen, dann scheidet das eigentlich in der Zusammenarbeit mit einer Steuerberatung in Kanzlei aus, muss man ganz klar sagen. Es gibt aber auch wieder andere Anbieter, die da rein reingekommen sind, reingestoßen sind in dieses Vaku, was da besteht, die eben entsprechende auch sogar On-Premise-Lösungen anbieten, wo man die Daten auch komplett unter Kontrolle hat. Das hatte zum Beispiel auch bei unserem KI Wurzel Professor Butcher vorgestellt, der da eben mit seinen Studierenden auch mitarbeitet und der eben gezeigt hat, wie man mit Google Giminy entsprechend da so ein System aufbauen könnte. Also das könnte heutzutage eine Lösung sein. Also Datenschutz ist, finde ich, ein Riesenproblem. Wird einem auch von den Verlagen abgenommen, weil man dann in deren Welt sich befindet. Ich würde trotzdem nie Mandantennamen in einem Prompt reinschreiben. Würde ich einfach grundsätzlich erst mal nicht machen.
00:18:10: Christian Böke Ich würde immer XY GbH reinschreiben zum Beispiel und das kann ich ja, selbst wenn es mehrfach vorkommt, hinterher in der Lösung mit suchen und ersetzen rausnehmen. Die weitere Hürde, die ich noch sehe, die zweite, ist die API-Schnittstelle oder FGI-Schnittstelle genannt. Wenn wir dann zu zu Automatisierungslösungen kommen, wie Sepia zum Beispiel, was relativ leicht handhabbar ist als No-Code-Anwendung, dann ist es eben sehr hilfreich, wenn entsprechende vorkonfektionierte wo auch die API-Schnittstellen da sind. Eure Software hat so was zum Beispiel. Wenn ich da das aufmache und mir alle Anwendungen anzeigen lasse, die mit Sepia zusammenarbeiten, taucht eure Software auch. Datev taucht nicht auf. Ist irgendwo dann auch ein Hemmnis natürlich. Also da müsste ich mir dann die API über DATEV Connect eben selbst zusammenbasteln und da würde ich sagen, scheitern irgendwie 95% aller Versuche wahrscheinlich. Ich denke mal, das ist wirklich ein Manko, muss man wirklich sagen. Und diese Thematik ist auch schon eine ganze Beile in der Welt und das schaffen im Grunde nur diese sich an diese Schnittstelle ran zu docken, eben diese Anbieter von kleineren Programmlösungen oder größeren Programmlösungen, die dann ein eigenes IT-Team haben, die dann sagen: „Okay, wir beschäftigen uns da mit Dative Connect und programmieren da was die Daten dann reinzubekommen.
00:19:46: Christian Böke Da gibt es ja dann auch auf diesem Marktplatz Lösungen, mit denen auch Alex ja dann zusammenarbeitet, wo so was dann möglich ist, aber das ist eben für den Hausgebrauch schwierig.
00:19:58: Carola Heine Du siehst die Hürden also alle im im technischen Bereich, nicht im Kulturellen, oder?
00:20:02: Christian Böke Also natürlich, wohl nicht. Es ist natürlich auch meine eigene kulturelle Aufstellung, aber …
00:20:08: Carola Heine Ja, okay. Technische Sachen kriegen wir in den Griff, oder?
00:20:12: Olaf Clüver Ja, das auf jeden Fall … Du bist echt tief im Thema. Das finde ich total großartig. Man merkt es, mit welcher Tiefe du dieses Thema angehst. Das bringt mich dann zu der Frage: Wie ändert die KI das Berufsbild der Steuerberatenden irgendwann? Welche Aufgaben wenn dann rein menschlich bleiben und was kann man irgendwann vielleicht sogar mal komplett an eine KI abgeben?
00:20:39: Christian Böke Also auf jeden Fall immer bleiben wird unsere Vertrauensdienstleistung, die wir erbringen, also Bestätigung von Sachverhalten. Auch Jahresabschluss ist natürlich eine Sache, wo man denkt, das ist rein technisch ein Ergebnis, aber das ist auch eine Vertrauensdienstleistung. Man hat diverse Adressaten, die davon betroffen sind, die auch in der Regel wissen wollen, das steht auf richtigen rechtlichen Grundlagen, was ich da vorgelegen habe. Und das ist eigentlich das Bild, was sich da zeigt, aus dem sich ergibt. Diese Vertrauensdienstleistung ist die Basis für fast alles, also für weitere Compliance-Dienstleistungen, die man erbringt. Es wird Es wird natürlich vermehrt sein, dass man die Compliance von Geschäftsprozessen vielleicht beurteilt. Ich kann mir eben vorstellen, wir hatten ja die KMU auch benannt, dass das relativ einfach ist, eben ein einzelnes ein, gut zu automatisieren, die Buchhaltung, aber trotzdem muss der ganze Prozess, der dann da abläuft, der muss ja überwacht werden. Und für diese Überwachungsprozesse sind Steuerfachangestellte eigentlich ideal geeignet weil die das ganze Know-how haben: Was muss da eigentlich konkret passieren? Wo gibt es da Fehlermöglichkeiten? Und so weiter.
00:22:08: Olaf Clüver Das ist ein richtig spannendes Feld und das ist vor allen Dingen noch ein großes Feld, das, glaube ich, noch in einer ganzen Weite vor uns liegt. Deswegen: Gibt es noch etwas, das du zu diesem Thema oder zu einem anderen Thema sagen möchtest, das wir noch nicht gefragt haben? Oder hast du vielleicht deinerseits eine Frage an uns, die wir möglichst nicht zu KI, da scheint es mir besser aufgestellt zu sein als die du vielleicht noch fragen möchtest, etwas, das dich beschäftigt.
00:22:33: Christian Böke Na ja, das wäre ja schon interessant. Wie geht ihr denn bei Lexware auf KI ein, auf diese Entwicklung? Was habt ihr denn da an Lösungsansätzen?
00:22:44: Olaf Clüver Wir haben für uns jetzt erst mal im internen Gebrauch eine, du hast es eben gesagt, so eine abgeschottete Lösung von KI, die uns den Arbeitsalltag durchaus mal erleichtern kann. Bei uns herrscht aber die Direktive, dass man keinesfalls reflektionsfrei ein Ergebnis aus einer KI verwenden soll. Das heißt also, bei uns ist es auch, wie du gesagt hast, immer dabei, dass wir das Ergebnis prüfen, dass wir es gegebenenfalls verifizieren, zumindest mal die Quelle, weil, das wissen Sie, wir eine Information ist immer noch so gut wie die Quelle, aus der sie stammt. Das wird bei uns auch tatsächlich gelebt und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Kolleginnen da jetzt einfach irgendwas reinfeuern. Und wie gesagt, das ist eben unsere eigene, weil wir natürlich auch ein hochsensibles Thema mit Nutzer Nutzerinnen-Daten haben, die wir mit extremster Vorsicht behandeln. Da gibt es bei uns ganz restriktive Compliance-Lösungen. Und dann ist es sicherlich so, ich hatte da neulich einen Workshop, dass wir sukzessive KI die Themen in die Software mit einbauen, da, wo sie uns helfen kann. Das wird eben halt nach und nach passieren. Wir haben es auch an einigen Ecken schon drin, aber dass wir die KI-Nutzung vorantreiben, dort, wo sie uns helfen kann, wo sie unseren Kunden vor allen Dingen und den Steuerberatenden helfen kann.
00:24:04: Olaf Clüver Das ist ganz klar. Da gibt es auch mittlerweile eine eigene Abteilung, die sich mit diesem Thema beschäftigt. Und das ist, glaube ich, auch in einer Form von regelmäßiger Information einsehbar, weil wir natürlich da auch transparent sein wollen, was machen wir und wie machen wir es. Das ist, denke ich, schon ganz, ganz wichtig.
00:24:22: Christian Böke Ja, sehr spannend. Danke schön. Sonst hätte ich eben noch mitzugeben, also den Hinweis, dass man sich auf jeden Fall damit beschäftigen sollte mit dem Thema KI, dass man Prompting einfach mal üben sollte, selbst im kleinsten Umfang. Nach und nach müssen wir auch die Mitarbeitenden schulen, die da ranzubringen, auch gerade was Datensicherheit, Datenschutz angeht, dass da ein vernünftiger Umgang mit stattfindet. Das ist, glaube ich, auch ganz wichtig. Und dass man eben auch sieht, wo entwickelt entwickeln sich Geschäftsfelder weiter und wo bleiben sie stehen oder sterben ab? Das muss man natürlich im Auge behalten und da sind wir natürlich alle gefragt, dass wir uns da anpassen.
00:25:16: Olaf Clüver Ich finde, diese Hinweise sind ein wunderbares Schlusswort. Carola, hast du noch irgendetwas, was du dem hinzufügen möchtest?
00:25:23: Carola Heine Ich hätte ja eigentlich noch gerne mehr über die KI Tooldays gewusst, zum Beispiel, ob die regelmäßig stattfinden.
00:25:29: Christian Böke Ja, wir wollen auf jeden Fall noch einen weiteren Termin ins Auge fassen, weil das ja auch Sinn macht allein schon aus der Perspektive, dass selbst diejenigen, die wir schon eingeladen hatten, entwickeln sich ja auch weiter. Und es haben sich natürlich auch schon andere gemeldet, die wir nicht eingeladen hatten, die auch gerne daran teilnehmen würden, sodass man da, glaube ich, ein interessantes Programm hat, was man in regelmäßigen Abstand dann auch anbieten kann.
00:25:55: Carola Heine Wie umfangreich war die Veranstaltung? War das ein ganzer Tag?
00:25:58: Christian Böke Nein, drei Stunden ging das ungefähr. Okay. Ja, und es wurden auch alle vergattert von mir, dass sie bitte ihre Zeiten einhalten in der Vorstellung und das hat auch tadelos geklappt. War sehr große Disziplin bei allen Teilnehmern vor allem.
00:26:12: Carola Heine Drei Stunden ist sehr kompakt. Was konnten die Teilnehmerinnen sich mitnehmen?
00:26:17: Christian Böke Ja, die haben erst mal überhaupt die Tools kennengelernt, die es gibt schon, und es wurden dann kurze Einblicke in die Tools gewährt, was dann jeweils vorgestellt wurde von den Unternehmen, den Verlagen zum Beispiel, der DATEV. Und eingangs hatten wir eben einen Vortrag von Professor Dr. Butcher zu dem Thema, der noch mal übergreifend war, also themübergreifend, wollten wir eben auch was haben. Ich glaube, da Da könnte jeder schon eine ganze Menge mitnehmen, auch für seine ganz alltägliche Arbeit. Denn darum geht es ja bei solchen Sachen, dass es eben Praxisbezug haben muss.
00:26:55: Carola Heine Ja, du bist ja sehr aktiv auf LinkedIn. Ich werde auch dein LinkedIn-Profil in die Shownotes stellen Ich nehme mal an, wenn es die nächsten KI-Tool-Days gibt, dann kann man das auch auf LinkedIn erfahren, oder?
00:27:05: Christian Böke Ja, mit Sicherheit. Konnte man auch mal in den letzten Jahr auch.
00:27:08: Carola Heine Ja, weil ich bin auf keinen der Steuerberater-und Nutzleiterverteiler natürlich. Ich bin auf solche Mittel und Wege angewiesen. Ja, super spannend. Vielen Dank für deine Zeit.
00:27:19: Christian Böke Sehr gerne. Wenn es die Erwartungen der Informationen hilft und der Erkenntnis, was man damit in der Kanzlei machen kann, dann freut es mich und dann stehe ich für so was immer gerne zur Verfügung.
00:27:34: Olaf Clüver Da bin ich mir sicher, dass wir darauf zurückkommen werden, denn das wird sich ja weiterentwickeln. Das haben wir gerade festgestellt und da wird der Informationsfluss auch unsererseits nicht abreißt und wir kommen da gerne wieder auf dich zurück. Vielen Dank, Christian.
00:27:46: Carola Heine Gerne. Vielen Dank und bis zum nächsten Mal, kann man jetzt schon sagen.
00:27:50: Christian Böke Ja, oder von euch auch. Vielen Dank.
00:27:52: Olaf Clüver Bis dann.
00:27:53: Christian Böke Danke. Tschüss.
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