Fit für den digitalen Wandel: Tipps vom Design Thinking Experten Dennis Gebhard
Shownotes
In dieser Episode sprechen Carola Heine und Olaf Clüver mit einem alten Bekannten aus der ersten Lexware Zukunftswerkstatt der Steuerbranche: Design Thinking Experte Dennis Gebhard erklärt, wie Innovation als Wachstumstreiber funktioniert und was er anderen Teilnehmenden der Steuerbranche für ihre eigene Zukunftsfähigkeit empfehlen würde.
Dennis Gebhard
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Transkript anzeigen
Olaf Clüver
Hallo Carola.
Carola Heine
Hallo Olaf. Sag mal, Olaf, worum geht es denn heute?
Olaf Clüver
Es geht um Design Thinking. Ich habe ehrlich gesagt noch nicht so wahnsinnig viel Ahnung. Deswegen bin ich schon gespannt auf diese Podcast-Folge.
Carola Heine
Ja, es geht darum, wie man mit Design Thinking die eigene Kanzlei voranbringen kann. Und wir haben jemanden gefunden, der nicht nur Experte ist, sondern sich auch schon sehr lange damit beschäftigt und den wir schon länger kennen, nämlich aus der ersten Zukunftswerkstatt - dieses legendäre Ereignis in der Zeche Zollverein in Essen. Wir freuen uns also sehr.
Olaf Clüver
Dann würde ich mal sagen, freuen wir uns auf Dennis Gebhard, richtig?
Carola Heine
Richtig geraten. Ja, oder? Okay. Aus der Liste ausgesucht. Bis gleich.
Olaf Clüver
Bis gleich.
Jingle
„lex'talk About Tax – Der Kanzleipodcast.
Carola Heine
Präsentiert von lecksware.
Olaf Clüver
Ja und damit Hallo und herzlich willkommen, Dennis Gepard. Ich grüße dich.
Dennis Gebhard
Hallo, ich grüße euch.
Carola Heine
Hallo Dennis, wie schön, dass wir dich schon wieder zu sehen kriegen. Warum schon wieder? Darauf gehen wir gleich noch ein. Wir bitten am Anfang unserer Folge, unsere Gäste darum, sich kurz vorzustellen. Könntest du das bitte machen? Wir haben immer gesagt, in drei Zahlen, in drei Fakten oder in drei Sätzen, damit wir nicht zu sehr ausschweifen, denn wir werden nachher noch zu den spannenden Themen bestimmt sehr viel ausschweifen. Also könntest du den Leuten kurz erzählen, wer du bist?
Dennis Gebhard
Das kann ich auf jeden Fall machen. Ja, ich bin Dennis Gebhard. Ich komme gar nicht aus der Steuerberatungsbranche, kann ich fast gar nicht mehr sagen, weil ich bin jetzt seit fast 15 Jahren in der Steuerberatungsbranche Hätte mir nie erträumen lassen können, dass ich hier mal so lange hängenbleibe und bin hier in der Kanzleileitung bei Sprutter und Partner aus Berlin, eine Kanzlei mit 30 Mitarbeitern tätig und auf der anderen Seite auch noch im Vorstand der Littag Strategy Consulting der AG, die so ein kleines Steuerberaternetz betreibt. Und ich freue mich, euch mal wiederzusehen, weil ist schon weich hinher, muss ich sagen.
Olaf Clüver
Das bringt uns zu unserem ersten Thema. Genau. Kennengelernt haben wir uns nämlich in der Zukunftswerkstatt und das war in dem Zecke Zollverein in Essen, und zwar schon 2019. Und wenn man sich mal überlegt, die letzten sechs Jahre, wir haben damals so ein kleines bisschen über die Zukunftsvision von Steuerkanzleien gesprochen. Rückblickend hat sich da einiges getan. Wie ist es dir seither ergangen und was hast du von damals mitgenommen?
Dennis Gebhard
Na gut, das waren ja ganz smoothe Jahre. Es ist ja quasi nichts passiert. Nein, also es waren natürlich krass herausfordernde Jahre mit Pandemie, mit dem ganzen Wechsel, mit dem Einsatz von KI. Da ist schon ordentlich was passiert bei uns in der Branche und auch bei uns in der Kanzlei. Aber ich finde, es macht auch Spaß, weil nur dann, wenn wo auch wirklich was passiert und nicht jeden Tag das Gleiche auf dem Tisch liegt, da hat man doch irgendwie die Motivation, auch wirklich weiterzumachen. Und witzigerweise, ich habe in Vorbereitung jetzt auf dem Podcast mal ein bisschen durch das Ergebnisheft oder Ergebnisbuch, besser gesagt, geblättert. Da ist schon auch echt einiges von eingetreten, was für uns alle ganz wild aussah, was wir uns damals erdacht haben. Das ist schon echt spannend, was da doch so alles in der Steuerberatungsbranche passiert ist.
Carola Heine
Weißt du noch, wo wir gestanden haben und welches unsere heißen Themen waren?
Dennis Gebhard
Heißes Thema für mich war auf jeden Fall, wo, wann, wer, wie arbeitet und dass die Leute nicht mehr regelmäßig in die Kanzlei kommen und das alles automatisiert ist und die Mitarbeiter eher so ein bisschen als Partner für die Mandanten angesehen werden. Ich glaube, da waren einige Sachen, die man sich damals überhaupt nicht hätte vorstellen können. Und wenn man mal jetzt so nach rechts und links guckt, ist doch verdammt viel davon schon eingetreten. Also ich meine, ich weiß nicht, wo ihr gerade sitzt. Ich sitze tatsächlich heute mal wieder im Büro, aber mittlerweile arbeitet doch fast jeder von fast überall irgendwie.
Carola Heine
Ja, du hast erzählt, dass du das damals nicht für möglich gehalten hast, dass Homeoffice sich so durchsetzt. Weißt du noch, was deine Gegenargumente waren und was die dann gekillt hat?
Dennis Gebhard
Nein, ehrlich gesagt nicht. Aber ich weiß auf jeden Fall, dass wir auch jetzt immer wieder mal das Thema haben, zu sagen: „Okay, was muss denn wirklich alles im Präsent stattfinden Ja, es gibt so ein paar Themen, die man in Präsenz schon noch besser durchführen kann, aber in vielen Sachen muss man auch einfach über den eigenen Schatten springen und sagen: „Okay, wenn es irgendein Meeting mit vier, fünf Leuten ist, dann sollte so was auch meistens eigentlich online gehen. Und klar, das klassische Mitarbeitergespräch würde ich tendenziell immer noch schon gerne in Präsenz führen, weil es doch irgendwie was anderes ist und man noch so ein paar Nebengeräusche mitbekommt, aber ansonsten geht doch super viel mittlerweile online und ich glaube, das konnte man sich mit der Technik, die man jetzt auch heute zur Verfügung hat, einfach gar nicht vorstellen.
Olaf Clüver
Was hat dich überrascht in dieser Zeit? Womit hast du nicht gerechnet? Was hast du nicht kommen sehen, was sich dann sehr etabliert hat?
Dennis Gebhard
Da ich das für uns schon immer wieder strategisch eigentlich ganz gut aufgestellt haben, so richtig überrascht im Sinne von, jetzt ist was über uns hereingebrochen, glaube ich, hat sich wenig. Das, was ich total spannend finde, ist einfach die Geschwindigkeit mit der sich alles dreht. Also das ist schon was, wo man sagt, okay, man hat es schon im Blick, aber wie schnell da doch jetzt die Sachen passieren und umgesetzt werden und adaptiert werden und verbessert werden, das ist schon was, wo ich sage, damit habe ich jetzt von Anfang an Wie ist es denn gedacht?
Olaf Clüver
Hat sich da so, gerade in der Steuerberaterbranche, du bist jetzt lange genug dabei, hat sich da eine grundsätzliche Änderung des Mindsets ergeben, weil die ja doch sehr schnell auf gewisse Dinge reagiert haben Oder waren Sie da einfach zu gezwungen beziehungsweise hat die Branche vielleicht sogar darauf gewartet?
Dennis Gebhard
Also ich würde ja sagen, ganz ketzerisch teils teils. Also ich glaube, viele haben mittlerweile die Zeichen der Zeit erkannt und wurden die da zum Wandel gezwungen oder haben es selber gemacht. Ist am Ende auch egal, weil ich glaube, der Wandel ist das Wichtige. Ich sehe aber schon auch noch, dass es verdammt viele Kolleginnen und Kollegen gibt, die nicht so ticken und sich schon noch an dem bewahrten Festhalten, die es eben noch zu überzeugen geht und idealerweise noch irgendwie auf den Zug raufzuholen geht, der halt immer schneller unterwegs ist. Das glaube ich schon, aber es hat sich schon auch einiges getan.
Carola Heine
Wir haben dich ja unter anderem eingeladen, weil du Experte für Design Thinking bist. Könntest du vielleicht auch mal kurz für die Leute, die noch nicht wissen, worum es dabei geht, kurz zusammenfassen? Was ist Design Thinking und warum ist das so spannend?
Dennis Gebhard
Also Design Thinking ist eine Innovationsmethode, die ist jetzt mittlerweile, glaube ich, auch schon fast vor 20 Jahren nach Deutschland rübergespatt, wie so vieles aus den USA. Am Ende geht es darum, das sind so unsere Kernsachen, die wir auch rausgenommen haben aus der Geschichte, aus verschiedenen Blickwinkeln. Also wenn man jetzt auf die Steuerberatungskanzlei guckt, aus dem Lohn, aus dem Rechnungswesen, aus der Assistenz, aus dem wirklichen Berufsstand oder aus dem von den Berufsträgern, auf verschiedene Probleme zu schauen und nicht direkt – das ist nämlich so eine schöne Krankheit – bei uns in der Branche direkt in Lösungen zu denken, sondern erst mal zu analysieren, wo wirklich das Problem, wo der Pain Point ist, dann darauf in die Lösungen zu entwickeln und dann auch nicht dahinzugehen und zu gehen und zu sagen, ich muss alles durchdenken, bis es hundertprozentig richtig und für 47 Ausnahmen und Eventualitäten funktioniert, sondern einfach dahinzugehen und zu gehen und zu sagen, wir fangen jetzt mit einem Stand X und der ist vielleicht nur bei 75, 80% richtig und dann eben in die Iteration zu kommen und zu sagen: „Okay, wir gucken uns einfach nach zwei Wochen den Prozess an oder nach einem Monat und passen an, verbessern und nähern uns nach und nach dieser 100%.
Dennis Gebhard
Und das ist auch was, was uns im Team total dabei hilft, diesen immer schneller werdenden Herausforderungen einfach viel besser gewappnet zu sein.
Carola Heine
Das hört sich für mich so an wie kein Perfektionismus und einfach mal machen, aber es ist eine richtige Methode und die kann man auch wirklich erlernen und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weitergeben, richtig?
Dennis Gebhard
Genau, wir machen das immer noch. Wir haben das am Anfang ganz intensiv gemacht zu verschiedensten Themen. Mittlerweile sind es tatsächlich auch nur noch die großen Themen, die wir wirklich in der eher klassischen Herangehensweise mit gemeinsamen Workshops, mit wirklich Halben-Tagen, die wir verbringen, gemeinsam an Themen zu arbeiten, dann den Leuten versuchen, näherzubringen, weil es eben in vielen kleinen anderen Themen einfach mittlerweile in unsere Kultur reingekommen ist, dass sich einfach ganz automatisch Leute aus verschiedenen Perspektiven zusammensetzen und über ein Problem, was reingekommen ist, sprechen und dann entsprechend auch die Lösung treffen.
Olaf Clüver
Es ist natürlich schon, ich sage mal, ein natürliches Problem von Steuerkanzleien nicht in 100% Kategorien zu denken. Damit tun sich sehr viele sehr schwer. Das ist wahrscheinlich auch historisch gewachsen. Ich will das gar nicht kritisieren. Wenn sich jemand für so ein Thema Design Thinking interessiert, wie würdest du einen Einstieg empfehlen? Wo kann eine Steuerkanzlei beginnen und sagen, da kann man anfangen, damit man nicht ganz so planlos herumirrt?
Dennis Gebhard
Also ich glaube, anfangen kann man ganz unterschiedlich. Ich würde immer empfehlen, vielleicht einfach bei so einer gemeinsamen Sache anzufangen, die alle betreffen. Wir haben damals wirklich damit begonnen, Leitsätze für uns zu definieren mit dem gesamten Team, und zwar nicht nur irgendwas sich auszudenken und die Marketingexperten dahin zu setzen und zu sagen: „So, jetzt denkt euch mal drei schöne Leitsätze aus, sondern wirklich aus dem Kern, der aus dem Team heraus kam, diese zu entwickeln und daraus dann viel gemacht und einfach geschaut, mit der Brille dieser Leitsätze auch sich verschiedenste Prozesse anzuschauen. Wir haben uns im allerersten Schritt wirklich mit dem Empfangs-und Assistenz-und Sekretariatsbereich beschäftigt, weil da jeder irgendwie so ein bisschen Zugang hatte und das hat wirklich zu spannenden Impulsen und spannenden Geschichten geführt, wo man sagt, okay, dann haben am nächsten Tag die Leute angefangen, Möbel von rechts nach links zu rücken und schon alleine diese Dieser optische Reiz und dieses Anpacken macht ja was mit den Leuten, die merken, okay, es passiert was und ich glaube, da kann man ganz viel anfangen und ganz viel beginnen. Das Wichtige ist aber, man muss eben auch aus der Führungsrolle loslassen können und auch sagen können, okay, das ist dass auch eine Vertrauensgeschichte in die Gruppe, dass das auch, wenn man den richtigen Rahmen setzt, eben auch in die richtige Richtung läuft.
Carola Heine
Das ist natürlich spannend, so ein Beispiel, dass man den Empfangsbereich richtig ändert, indem man Sachen anfasst und verschiebt, aber viele andere Dinge sind ja wesentlich abstrakter. Und dann als Innovationstreiber etwas einzusetzen, setzt ja meistens voraus, dass die anderen die Innovation auch wollen. Würde Design Thinking auch helfen bei Leuten, die sagen: „Warum muss ich digitalisieren? Ich würde das ja am liebsten aussetzen. Würdest du sagen, wir Für die wäre das auch ein Versuch wert oder ist da eh alles vorbei?
Dennis Gebhard
Also alles vorbei ist nie. Ich denke mal, das ist schon ein Thema, wo man auf jeden Fall Sensibilität für schaffen kann. Also in dem Moment, wo Solche Leute, und auch das hatten wir ja – sich mit diesen Themen auseinandersetzen und plötzlich auch mit Meinungen auseinandersetzen, mit Experten auseinandersetzen, mit Mandanten auseinandersetzen, mit Softwareunternehmen vielleicht auseinandersetzen, die in der Branche aktiv sind und dort mal über den eigenen Tellerrand schauen. Kann es auf jeden Fall dazu führen, dass solche Digitalisierungsverweigerer, wie man sie im ersten erst mal sieht, am Ende innerlich trotzdem davon überzeugt werden und dann auch dabei helfen, Prozesse umzusetzen. Ich glaube, das ist einfach viel damit sich wirklich auch damit beschäftigen können und das geht einfach im Alltag viel zu häufig leider unter.
Carola Heine
Wir wissen ja, dass wir es nicht aussitzen können, aber ich könnte mir vorstellen, dass es mehr Spaß macht, wenn man mit anderen zusammenarbeitet mit solchen Methoden, weil andere Blickwinkel natürlich eigentlich auch immer bereichernd sind. Unerwartet oft. Nicht immer das, was man gerne hören würde in dem Moment, finde ich, aber oft bringt einen das weiter, sich das anzuhören, wie ganz andere das sehen. Zum Beispiel der Empfangsbereich. Ich glaube, dass die Leute, die da vorne sitzen, zum Anfang werden, die wahrscheinlich verdutzt gewesen sein, dass auf einmal andere dann mitmischen wollen. Oder wie war die Reaktion?
Dennis Gebhard
Ja, durchaus. Ich glaube, die drei jetzt in dem Fall gar nicht, weil es schon auch eher diejenigen sind, die dann auch als Treiber unterwegs sind. Aber auch so eine Gruppenarbeit bietet ja allen Typen von Menschen die Chance, an so einem Projekt mitzunehmen. Und ich muss ja immer nicht derjenige sein, der die verrückten Ideen hat. Vielleicht bin ich einfach derjenige, der dann diese Ideen bis ins kleinste Detail in Checklisten, in Prozessen, in neuen Tools eben dann auch umsetzt und bin trotzdem genauso viel wert für diesen Prozess und für diese Entwicklung, also auch sich davon zu befreien, zu sagen, ich muss ja nicht in jeder Phase in die Führung gehen, sondern ich kann mich einfach in gewissen Teilen vielleicht einfach ein Stück weit zurücklehnen und sagen: „Hey, das ist nicht meins, aber ich habe Bock auf Analyse und auf Umsetzung und die wilden Ideen, die überlassen lieber anderen.
Olaf Clüver
Jetzt habe ich da mal eine interessante Frage zu. Ich hoffe, dass sie interessant ist. Und zwar, lobe dich ruhig selbst so nach. Und zwar definiert man vorher ein Ziel, wo man hin möchte oder lässt man sich während des Prozesses einfach mal treiben? Ich frage deshalb, weil neben dieser 100%-Regel, die für viele Steuerkanzleien gilt, ist es natürlich auch so, sich mal treiben lassen und mal schauen, wo mich der Weg hinführst. Natürlich etwas, wo sich viele wahrscheinlich am Anfang mit schwertun. Also wenn ich nicht in festen Bahnen bin oder auf einen ganz bestimmten Punkt hinsteuere, dann weigern sich viele vielleicht auch, direkt anzufangen. Deswegen würde mich mal die Zielsetzung beziehungsweise … Oder ist der Prozess das Ziel, jetzt mal so ein Sprichwort zu strapazieren?
Dennis Gebhard
In der Im klassischen Design Thinking geht es tatsächlich darum, wie können wir X, Y dabei helfen, diesen Prozess besser zu gestalten, also wo es ja wirklich darum geht, auf den Nutzer zu schauen. Das ist jetzt relativ Da geht es Verbesserungen, da geht es Vereinfachungen, da geht es Schnelligkeit. Also da ist ja schon ein Ziel implementiert. Ist jetzt natürlich im Kanzleikontext schon ein bisschen komplexer, würde ich jetzt sagen. Wir haben für uns immer den Weg gewährt, zu sagen, wir haben schon eine Vision, wo wir hinwollen, was wir erreichen wollen. Wir haben für uns auch Leitplanken definiert, wo wir sagen, okay, das sind so rechts und links unsere Grenzen, aber innerhalb dieser Grenzen wollen wir halt einfach das gesamte Team mitnehmen, eben diese Wege und diese Problemstellung gemeinsam zu lösen und nicht zu sagen, okay, wir müssen jetzt den Weg, müssen wir jetzt hier lang gehen, den anderen müssen wir da lang gehen, sondern dann eben zu schauen, wie man sich von rechts nach links am Rahmen orientiert, langschlängelt, am Ende natürlich dann auch zu dem Ziel zu kommen oder annähernd an das Ziel zu kommen, was wir uns dann auch vorgenommen und vorgesetzt hat.
Carola Heine
Das hört sich nach viel Gesprächen, Auseinandersetzungen und Aufnahme von den Meinungen anderer Leute an, also wahrscheinlich sehr bereichernd. Ich mache noch mal den Schlenker zurück zur Zukunftswerkstatt damals. Hat die für dich nachgehalt? Hast du da was mitgenommen, was lange Zeit nachgewirkt hat? Oder wie findest du solche Events überhaupt, die ja Leute aus verschiedenen Umfeldern zusammengebracht haben? Hältst du das für sinnvoll, so was zu machen?
Dennis Gebhard
Es ist eigentlich ein fast klassisches Design-Thinking-Event gewesen. Also ich meine, am Ende sind aus unterschiedlichen Bereichen Experten, Steuerberater, Kanzleien, Software-Leute, ihr als Experten dabei gewesen, also aus ganz verschiedenen Bereichen, die sich dann genau diesem Thema „Wo entwickelt sich die Zukunft der Steuerberatungsbranche hin? Auseinandergesetzt haben. Und dementsprechend sind so Events natürlich total toll. Also wenn man die richtigen Leute an den richtigen Ort bringt, ist es super bereichernd, weil wenn man jetzt, wie gesagt, diese Dokumente auch noch mal am Nachgang auch immer mal wieder anguckt, sind da echt Sachen dabei, die … Also hätte man sich damals hingesetzt und gesagt: „Okay, ich nehme diesen Transformationsplan und gehe den jetzt eins für eins durch, hätte man, glaube ich, extrem viel richtig gemacht, sich auf die heutige Zeit vorzubereiten. Und wir in der Kanzlei haben immer wieder, vor allen Dingen diese Megatrends, die wir damals identifiziert haben, immer wieder auch als Grundlage genutzt und zu sagen: „Okay, wie „Wie können wir uns in diesen Bereichen entsprechend auch weiterentwickeln? Haben die auch weiter verfolgt von anderen Instituten, die dann am Ende ja solche Themen auch aufmachen? Und die haben uns schon auch immer dabei geholfen, zu sagen: „Okay, das sind zumindest Richtungensterne, in die wir uns bewegen müssen.
Dennis Gebhard
Und Thema „New Work zum Beispiel ist ja auf jeden Fall was, womit man sich auseinandersetzen muss, meiner Meinung nach in der Kanzlei.
Carola Heine
Ja.
Olaf Clüver
Stimmt. Das hat bei euch in der Kanzlei eben auch, wenn wenn man jetzt mal den praktischen Bezug herstellen will, messbare Arbeitsverbesserungen oder Prozessverbesserungen ergeben, jetzt mal unabhängig von dieser Zukunftswerkstatt, sondern bleiben wir bei diesem Design Thinking, dann hat das bei euch tatsächlich messbare Erfolge gebracht. Ist das so? Ja.
Dennis Gebhard
Also messbar ist halt immer ein bisschen relativ, aber insgesamt kann man auf jeden Fall sagen, wir haben einen einheitlichen Prozess Wir haben mittlerweile ein zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem. Wir haben Prozesse dahingehend umgestellt, dass wir eine ganz andere Qualität unterjährig bieten und all das ist ja genau über diese Methodik und über das gemeinsame Arbeiten von Themen eben auch entstanden. Und von daher ist es auf jeden Fall messbar gewesen und auch unser neues Arbeitszeitmodell, wenn es jetzt Thema „New Work geht, was wir gemeinsam mit allen Mitarbeitern entwickelt haben, hat auch da natürlich zu einem messbaren Erfolg geführt wird.
Olaf Clüver
Magst du was davon erzählen von diesem Arbeitszeitmodell oder spoilerst du dann oder sind das Betriebsgeheimnisse? Ich will da jetzt nichts zu sehr bohren.
Dennis Gebhard
Alles gut. Ich nehme den bei, gerne wieder auf. Nein, wir haben 2021 für uns definiert, und zwar mit dem Jahr Vorlauf, dass wir gesagt haben, wir wollen die Vollzeitarbeitszeit reduzieren. Es war ja dieses ganze Thema vier Tage Woche, fünf Tage Woche. Wo geht es hin? Was machen wir damit? Und Thema New „New Work, New York, New Work, war natürlich auch bei uns ein Thema und aus dieser Pandemiezeit rausgekommen. Vorher, wie gesagt, so gut wie kein Homeoffice. Alle fünf Tage in der Kanzlei, zwar 47 verschiedene Arbeitszeitmodelle, weil der eine Montag nur bis zwölf und der andere dafür freitags frei und 32 und 25 und weiß nicht wie viele Stunden und haben das zum Anlass genommen, zu sagen: „Okay, wir müssen was tun, weil es hat zweieinhalb Jahre fast ausschließlich wie sich Homeoffice funktioniert. Klar, mit Abstrichen, gar keine Frage, aber das macht ja was mit der Gruppe und dementsprechend war es für uns wichtig, da ein einheitliches Modell zu finden und haben gesagt, wir müssen auf der einen Seite über die Flexibilisierung des Arbeitsortes reden, aber wir wollen auch über die Flexibilisierung der Arbeitszeit reden. Und das war der Anlass, wo wir gesagt haben, okay, bei der ganzen Verdichtung, die Digitalisierung und IT und mittlerweile KI mit sich bringen, wollen wir auch da was zurückgeben und haben dann eben für uns, da war wieder die Richtung, entschieden, dass wir gesagt haben, wir wollen eine Arbeitszeitreduzierung, also eine Vollzeitreduzierung gehen, müssen das uns aber natürlich erarbeiten.
Dennis Gebhard
Also jetzt, das Dass einfach 15% Zeit wegzuschenken, ist jetzt nicht das Thema, sondern das einfach zu erarbeiten und haben das in 21 ein Jahr lang vorbereitet und dann tatsächlich auch die Rahmenbedingungen des Arbeitsmodells gemeinsam mit den Mitarbeitern entwickelt. Also zu schauen, okay, wie machen wir das? Welche Kernarbeitszeiten? Was ist wichtig für die Mandanten? Was ist wichtig für das Finanzamt? Wie ist es eigentlich mit der Post? Können wir einfach freitags zumachen? Also wirklich mal alle Themen, wie es im Design Thinking dann auch läuft, versuchen in Workshops mit dem gesamten Team zu arbeiten, auch noch mal ein ganz anderes Verständnis dann in der Gruppe zu entwickeln für die Rahmenbedingungen, die eben relevant sind und es nicht einfach von oben herab zu entscheiden und zu sagen: „So machen wir es und der Schlüssel da stirbt.
Olaf Clüver
Das finde ich extrem spannend, vor allen Dingen auch diese Wir haben es ein Jahr vorbereitet. Auch das ist ja etwas, was in vielen Kanzleien passieren. Jemand reißt die Tür auf und sagt: „Ab heute machen wir digital oder „Ab heute machen wir neu. Das ist immer so diese Erwartungshaltung. Da sind wir wieder bei diesen 100%. Das ihr ein Jahr vorbereitet habt und da wirklich vom, ich meine das nicht despektiv, Vorstandsvorsitzend bis zum Vörtner mal jeden gefragt haben: „Wie sieht es denn eigentlich aus? Wie können wir es denn vereinbaren und koordinieren? Das ist eine Menge Zeit, ist eine gewisse Menge Arbeit, aber ein langwieriger Prozess, der dann eben mit Leben gefüllt werden muss und dann wird es auch zum Erfolg. Ich finde, für mich ist das die Kernbotschaft.
Dennis Gebhard
Und dann war es tatsächlich auch so, dass wir gesagt haben: „Okay, wir gießen das nach diesem einen Jahr, auch wenn wir uns super gut vorbereitet haben, gießen wir das jetzt nicht in Stein und sagen, so ist es, sondern wir haben gesagt, wir testen das ein Jahr lang. Und wir haben das verrückterweise nicht mal unseren Mandanten erzählt. Also unsere Mandanten haben in in der Erarbeitungsphase und auch in der Testphase noch nicht davon erfahren, dass wir 34 Stunden arbeiten. Und klar, wir haben unsere Öffnungszeit ein bisschen angepasst, aber wir haben nicht kommuniziert, wir haben unsere Vollzeit reduziert, sondern es ging wirklich darum, das einmal zu testen und zu schauen, was passiert, und haben dann wiederum ein Jahr lang das Ding getestet und dann für gut befunden beziehungsweise auch an der einen oder anderen Stelle noch mal nachgesteuert, weil nicht 100% haben wir nicht beim ersten Mal erreicht und auch jetzt steuern wir sicherlich immer mal wieder nach. Und dann erst tatsächlich sind wir nach außen gegangen und haben die die Mandanten ins Boot geholt und gesagt: „Hey, übrigens ist es so und das ist jetzt unser neues.
Carola Heine
Wie war das Feedback? Haben die was dazu gesagt?
Dennis Gebhard
Viele tatsächlich sehr positiv aufgeschlossen, weil sie auch meinen und das ist tatsächlich auch ist eins der Ziele gewesen, zu sagen: „Okay, wenn die Leute weniger Stress haben, weil sie den Freizeitausgleich eben anders über dieses komprimierte Arbeiten gewinnen können, bleiben sie mir als Mandanten ja auch länger als Ansprechpartner.
Olaf Clüver
Ja, ich finde das total großartig. Also diese Geduld aufzubringen, da können sich viele tatsächlich daran orientieren. Das halte ich für wahnsinnig wichtig. Und bist du – das muss ich dann noch mal fragen, bist du da jetzt, ich Wann ist denn mal Autodidakt zu diesem Thema gekommen oder habt ihr externe Hilfe zur Verfügung gehabt oder in Anspruch genommen, das Ganze dann umzusetzen?
Dennis Gebhard
Also Design Thinking habe ich ja tatsächlich studiert und auch mit in mit in die Kanzlei reingebracht, von daher von der Methodik her. Und ansonsten stricken wir, glaube ich, relativ viel selbst über diese Methode, weil wir aber eben auch genau über solche Sachen wie Zukunftskanzlei 2025 oder auch andere Experten viel über den Tellerrand schauen, einfach zu gucken, was passiert, wo geht unserer Meinung nach die Reise hin, und haben punktuell, aber natürlich trotzdem Leute dazu genommen. Also ich glaube, es war ein wichtiger Baustein, dass wir in der Phase auch mit dem im gesamten Team eine Kommunikationstrainerin engagiert hatten, die dann auch noch mal diese Kommunikationsbasis … Weil da prallen natürlich unterschiedliche Erwartungshaltungen und unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander und die muss man ja auch vernünftig articulieren und kommunizieren können und suchen uns schon an der einen oder anderen Stelle immer wieder Leute dazu, die noch mal externes Wissen mit reinkippen, aber den Prozess an und für sich haben wir tatsächlich komplett eigenständig dann begleitet und gesteuert.
Olaf Clüver
Klingt für mich so, als hättet ihr viel richtig gemacht. Chapeau.
Carola Heine
Was sind denn die Themen, die dich so …
Dennis Gebhard
? Fühlt sich ganz gut an, aber ob wir alles richtig gemacht haben, da würde ich sogar fast sagen, auf gar keinen Fall. Vieles. Ich hatte vieles gesagt. Sonst wären wir nicht da, wo wir jetzt wären, weil dann hätten wir nämlich nicht aus den Fehlern gelernt.
Carola Heine
Also das Arbeitszeit Das Projektmodell ist ja spannend. Was sind denn die Themen, die dich persönlich umtreiben? Was ist bei den aktuellen Branchentrends dabei, wo du sagst, da will ich tiefer einsteigen, da will ich mehr drüber wissen? Was findest du gerade spannend?
Dennis Gebhard
Also ich glaube, das große Thema, was die Branche umtreibt, ist sicherlich die Automatisierung. Da reden wir gar nicht mehr über Digitalisierung, sondern wirklich über die Automatisierung. Und dementsprechend verändern sich unsere Arbeitswelten, unsere Dienstleistungswelten, die angeschlossenen Honorare, die Anforderungen der Mandanten und, und, und. Also ich glaube, wir werden in der Branche über die nächsten Jahre einen krassen Shift von den Arbeitsinhalten haben und das muss man sicherlich auf der einen Seite strategisch betrachten, aber da muss man vor allen Dingen auch die Mitarbeitenden sehen. Also ich meine, während täglich Brot, ja, das hat sich auch von einer Lochstreifenkarte zur Online-Plattform gewandelt, aber ich glaube, das ändert sich noch mal krasser und ich glaube, es ändert sich auch vom Gedankengut her noch mal ganz anders, weil künftig weniger diese Umsetzer, die total wichtig für die Branche sind, die höchstgenaue Lohnbuchhaltung, Einkommenssteuererklärung und, und, und machen, sich nach und nach dahin bewegen sollten, meiner Auffassung nach, wenn sie nicht in der kompletten Buchhaltungs-und Steuerberatungsfabrik landen wollen, zu sagen: „Okay, ich brauche auch meine entsprechenden menschlichen Kompetenzen. Ich muss Lust haben, mich mit Leuten zu unterhalten, mit Mandanten in Kontakt zu haben, die auf was hinzuweisen, nachzufragen, vielleicht auch an der einen oder anderen Stelle eher als starker Partner, als als höheriger Dienstleister wahrgenommen zu werden.
Dennis Gebhard
Und ich glaube, das ist ein extremer Wandel, der da auf uns als Branche und für uns als Arbeitgeber, aber auch die Arbeitnehmer zukommt, sich dem zu stellen und dem die Möglichkeiten zu geben und zu sagen: „Okay, wir nehmen euch mit. Also wir wollen euch ja nicht – wäre ja schön blöd – beim Fachkraft und Manager jetzt jetzt zu sagen: „Okay, dann suchen wir uns andere, sondern einfach dem die Chance zu geben, sich über Weiterbildung da auch hinzuentwickeln.
Carola Heine
Ja, die Welt ist im großen Umbruch.
Olaf Clüver
Ja, in der Tat.
Dennis Gebhard
Das Wie ist sie? Zum einen können es technische Themen sein, was dann in Richtung jetzt ja auch Fachassistent, Digitalisierung, IT-Prozesse geht. Es können aber auch Auswertungsthemen sein, wo es Controlling geht, aber eben auch wirklich diese Soft Skills und dieses Zwischenmenschliche wird meiner Meinung nach in dieser digitalen und automatisierten Welt immer wichtiger, dann auch wirklich einen Mehrwert gegenüber den Mandanten darstellen zu können, die auch beurteilen können, weil ob die Buchführung richtig oder falsch ist, können wir jetzt schon nicht beurteilen, aber in der automatisierten Welt wird es noch weniger relevant sein.
Carola Heine
Ja, ich habe ich das richtig verstanden? Wenn wir noch mal Zukunftswerkstecken machen, dürfen wir dich wieder einladen?
Dennis Gebhard
Herzlich gerne. Das hätte ich jetzt auch gleich noch vorgeschlagen.
Olaf Clüver
Und ich würde also Wir haben ja schon zwei-, dreimal Feedback gekriegt, aber so konkret wie von dir jetzt noch nicht. Und ich glaube, wenn ich da jetzt mal nach intern, weil die hören den Podcast natürlich auch alle, erzähle, wie begeistert du warst und wie gut oder wie passt genau das gesessen hat, ich glaube, dann sollten wir uns tatsächlich noch mal zusammensetzen und sollten noch mal überlegen, ob wir was Ähnliches nicht machen, denn die Zeit ist definitiv reif dafür, jetzt noch mal auf fünf oder sechs Jahre da vorne zu gucken und das wäre total spannend Ich wäre wirklich begeistert, wenn wir noch mal so eine Truppe zusammenkriegen.
Dennis Gebhard
Ja. Nein, auf jeden Fall. Ich glaube, es schadet nie, sich darüber Gedanken zu machen, wo die Reise zumindest ungefähr hingeht, weil es viel, viel einfacher ist, dann eben auch dahin zu steuern, auch wenn man vielleicht am Ende 10% rechts oder links daneben liegt, aber man hat die richtige Richtung eingeschlagen. Uns helfen solche Zukunftsbilder enorm, einfach dieses Ziel und den Fokus nicht auf dem Auge zu verlieren.
Olaf Clüver
Mit Blick auf die Uhr muss ich leider sagen, dass wir im späten Herbst dieser Sendung angekommen sind, Dennis. Wir bedanken uns ganz, ganz herzlich bei dir für wirklich großartigen Einblick und ich habe wieder was dazugelernt. Das ist immer schön, wenn man klüger aus so einer Folge herausgeht, als man reingekommen ist. Und deswegen vielen, vielen Dank.
Carola Heine
Vielen Dank, Dennis.
Dennis Gebhard
Vielen Dank, dass ich ein Witz gegeben durfte und dass du was gelernt hast, Ola. Vielen Dank. Ich sage dazu gar nichts, außer Tschüss und hoffentlich bis bald. Tschüss.
Olaf Clüver
Tschüss.
Dennis Gebhard
Let’s talk about the Tag’s. Der Kanzleipodcast.
Carola Heine
Präsentiert von lexware.
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