Unser Jahresabschluss: Rück- und Ausblick mit DStV-Präsident Torsten Lüth
Shownotes
Zum fünften Mal bei lex'talk about tax für einen Jahresrückblick zu Gast: Als Präsident des Deutschen Steuerberaterverbands spricht Torsten Lüth mit den Podcast-Modertoren Carola Heine und Olaf Clüver über das Jahr 2025. Zu den Themen gehören politische Entwicklungen, der anhaltende Fachkräftemangel, sein Stand zur Digitalisierung sowie Private Equity beziehungsweise das Steuerberatungsgesetz und die Rolle von KI in der Branche. Ein mitreißendes offenes Gespräch über die aktuelle Lage, zentrale Herausforderungen und notwendige Veränderungen in der Steuerberatung.
Der Podcast beleuchtet zentrale Themen des Steuerberaterjahres 2025 aus Sicht des Präsidenten des Deutschen Steuerberaterverbands:
- Rückblick auf 50 Jahre DStV und die Veränderungen im Berufsstand: von den klassischen Kanzleistrukturen bis zu modernen Arbeitsmodellen.
- Einblick in die Fachkräfteinitiative von DStV, BStBK und DATEV: Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung
- Diskussion über die Umsatzsteuerbefreiung von Bildungsleistungen ab 2025: Auswirkungen auf Fortbildungskosten, Unsicherheiten in der Umsetzung und Kritik an kurzfristigen Gesetzesänderungen.
- Einschätzung zur politischen Lage nach dem Regierungswechsel: was Gesetzgebung, Koalitionsvertrag und neue steuerliche Maßnahmen konkret für Kanzleien bedeuten.
- Reform des Steuerberatungsgesetzes und die Debatte um Private Equity: mögliche Folgen für Unabhängigkeit, Mandantenbeziehungen und Datensouveränität.
- Fachkräftemangel in der Steuerberatung: strukturelle Ursachen, notwendige Anpassungen in Ausbildung und Kanzleiorganisation, Bedeutung digitaler Arbeitsprozesse.
Außerdem sprechen die drei über Digitalisierung, KI und den Ausblick auf 2026: wirtschaftliche Erwartungen, politischer Handlungsbedarf und der Wunsch nach klaren Rahmenbedingungen für die Branche.
Torsten Lüth
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Olaf Clüver: Ja, hallo und herzlich willkommen alle zusammen zu unserem Podcast und heute mit unserem Gast Thorsten Lüth. Wir hatten vor fünf Jahren gesagt, wir machen eine Tradition draus. Heute das fünfte Mal in fünf Jahren. würde sagen, die Tradition haben wir geschafft. Herzlich willkommen, Thorsten.
Torsten Lüth: Hallo Carola, hallo Olaf, hallo liebe Zuhörer.
Carola Heine: Hallo Thorsten, wir haben in unserem Podcast ein neues Spiel, das du vielleicht noch nicht kennst, weil wir das in diesem Jahr eingeführt haben. Wir fragen unsere Gäste nach drei Fußnoten. Hast du Lust mitzuspielen?
Torsten Lüth: Ja, das können wir machen. JINGLE: 3 Fußnoten über unseren Gast
Torsten Lüth: Ihr seid ja immer so neugierig, was man privat oder persönlich hat. Und dann gebe ich mal drei Fußnoten Preis. Es gibt nämlich drei Tiere in meinem Umfeld, drei Tierarten, mehrere Tiere. Also genau genommen zwei Hunde, Fakt eins, zwei Katzen, Fakt zwei und neun Hühner, Fakt drei. Und den Vogel habe ich wahrscheinlich auch, aber über den reden wir ja nicht. Wir wollten ja nur drei Fakten.
Olaf Clüver: Das heißt also, wenn es dann irgendwann mit der Steuerberatung mal ausläuft oder sowas, kannst du in Tierpflege oder Landwirtschaft noch weitermachen. Das ist doch großartig.
Torsten Lüth: Ja, zumindest frische Eier habe ich am Wochenende.
Olaf Clüver: Hervorragend. Das ist ein guter Start. Dann lass uns doch einfach mal ins Thema einsteigen. Schauen wir mal immer ein bisschen zurück auf das Jahr 2025. Worauf bist du besonders stolz bzw. was hat dich am meisten gefreut, was an wichtigen Plänen umsetzen konntest und worauf kann man gespannt sein?
Torsten Lüth: Naja, das ganze Jahr 2025 begann natürlich schon etwas turbulent. Die Ampel war sozusagen geplatzt. Der Bundestagswahlkampf setzte ein. Und da muss ich mal sagen, das kann man ja auch gleich voranstellen. Da war ich natürlich unheimlich stolz auf das Team, dass es uns gelungen ist, also auch mit entsprechenden Thesen in den Bundestagswahlkampf einzusteigen, dass das Innovationspapier fertiggestellt wurde, obwohl es ja eigentlich jetzt in dem Moment noch gar nicht geplant war. musste natürlich viel umgeplant werden, aber das hat wunderbar geklappt. Da waren alle wirklich ganz euphorisch auch dabei, da etwas zu liefern, was wir letztendlich auch der Politik dann reichen können und wo wir gleich im Wahlkampf auch mit eingreifen können und unsere Themen platzieren können. Das war natürlich schon mal ein guter Start. Und dann ist es natürlich so gewesen, dass die ganze Regierungsbildung natürlich etwas aufhält. Da muss man dann auch schon mal gucken, wie die Gemengelage so ist. Dann wurde der Deutsche Steuerberaterverband 50 Jahre, hat das auch entsprechend würdig begangen, wie ich finde. Es war, glaube ich, eine tolle, kurzweilige Veranstaltung. Und in dem Zusammenhang hat man natürlich auch mal ein bisschen so als aktueller Präsident auch die Archive mal durchgewälzt und dadurch auch mal gesehen, wie sich auch so ein Verband verändert. Das war für mich auch so eine Erkenntnis, dass ich mich mal mit meinen Vorgängern beschäftigt. Aber ja nicht nur mit denen, sondern überhaupt mit den Themen, mit den Aufgaben. Manches ändert sich nie, das ist auch klar. Aber wenn man dann alte Schriftsätze liest oder auch alte Fotos sieht, wie wir da so unterwegs waren und wenn ich das heute so sehe, dann ist es doch deutlich anders geworden, moderner. Die Themen sind vielfältiger geworden. Wir kümmern uns viel viele, viele Dinge, die früher überhaupt nicht interessant waren für so einen Berufsverband. Wir haben eben alle Kanzleien und ganz verschiedenste Probleme. Und man versucht ja doch möglichst, Mutter für alles zu sein letztendlich. Aber nicht als Person, sondern eben die Verbändegemeinschaft. Wie ist das alles gewachsen? Wie vertrauensvoll arbeitet man zusammen? Wie läuft das Zusammenspiel zwischen den regionalen Verbänden und dem Deutschen Steuerberaterverband? Und dann ist man immer auch mal in der Fläche gewesen im Jahr und hat mal so überall gesehen.
Torsten Lüth: und mit den Kollegen direkt gesprochen. Dafür war es ein tolles Jahr. gerade wenn man immer den Blick hat auf diese 50 Jahre, was ist da alles so vorgefallen? Für mich persönlich, mit dem Mauerfall, den Anfang habe ich ja noch gar nicht miterlebt. Im Geforden gerade über Berlin-Steglitz gesprochen und dass man da so schön in den 80ern shoppen konnte. Aber nicht alle. Also ich saß dann da und konnte da nicht mitsprechen. Aber das war natürlich der erste Teil des Jahres, ich bin im Amt bestätigt worden.
Torsten Lüth: Beim ersten Mal ist man natürlich aufgeregt, man da schon tatsächlich sehr angespannt ist. Aber auch so eine Wiederwahl, wenn man dann so ins Amt wiedergewählt wird, dann freut man sich natürlich. Man empfindet das auch wirklich als Wertschätzung für das, was man bisher gebracht hat. Und ich bin auch guter Dinge, dass wir auch dieses Mal in dieser Legislaturperiode auch viel bewegen können. Aber die Themen ändern sich und man muss dann sich darauf auch anpassen. Und ja, so begann schon mal das spannende Jahr und dann hatte sich die Regierung gebildet. Naja, und dann kommen wir an die Neuzeit. das ist, ja, gelinde gesagt herausfordernd, sagt man ja, so ganz vorsichtig.
Olaf Clüver: Genau. Mama, eine Frage. Du hattest das eben erwähnt. Dieser Verband hat sich gewandelt und hat sich geändert. Welche Begegnungen, welche Gespräche und vielleicht auch Veranstaltungen helfen dir, ein Gespür dazu zu bekommen, was den Verband bewegt und was dadurch natürlich dann auch die Kanzleien bewegt?
Torsten Lüth: Zum einen hast du natürlich diese Gremienarbeit. Da kommt schon eine Menge zusammen, dass du Informationen bekommst, wo sind die Probleme im Einzelnen. Es ist ja auch überall mal unterschiedlich. ist auch hier und da regional unterschiedlich. Und da kommst du schon mit sehr, sehr vielen Kolleginnen und Kollegen zusammen. Auch eben, ich hatte vorgestern gerade ein tolles Treffen mit jungen Steuerberaterinnen und Steuerberatern. deren Sichtweise dann mehr aufnehmen zu können. Dann haben wir auch Ausschüsse, die sich mit speziellen Dingen beschäftigen. Also auch da erhält man natürlich unheimlich viel Futter auch für die eigenen Sichtweisen. Und was ich persönlich immer spannend finde, ist, wenn ich auch auf den größeren Tagungen oder so wirklich mal mit irgendwo durch eine Ausstellung laufe, mit euch spreche. Im Rahmen der Steuerberatertags bin ich da natürlich immer bisschen angespannter und habe nicht so viel Zeit, aber Es gibt ja auch Veranstaltungen, wo man nicht in der Verantwortung ist, wo man ein bisschen Zeit hat zum Reden, wo man auch mit Mitgliedern redet, die einfach auch nur zu der Veranstaltung sind und ansonsten keine Gremienarbeit berichten. Und das finde ich eigentlich ganz besonders spannend, weil wenn ich da mal, das habe ich auch schon häufiger mal gesagt, wenn man da einfach angesprochen wird und wir können dann mal wirklich ganz spontan mal ein Thema abklopfen. Und dann hat man das Gefühl, man ist etwas mehr wieder im Puls der Zeit und hat dann vielleicht mal wieder ein Problem eingefangen, was vielleicht in meiner Region noch gar nicht so klar war oder auch über die Gremien noch gar nicht zu uns gekommen ist. Und man hat ein Gespür dafür, wo vielleicht auch so ein Trend hingehen könnte in der nahen Zukunft. Und das bringt dann natürlich auch unheimlich viel für diese Verbands-Tätigkeit.
Carola Heine: Jetzt gibt es ja einige Themen, die uns schon ewig begleiten, wie den Digitalisierungsstand in den Kanzleien oder den Fachkräftemangel oder halt auch das Image des Berufsstands. Hast du das Gefühl, dass sich im letzten Jahr da was getan hat?
Torsten Lüth: Ja, wir haben ja schon häufiger mal auch darüber gesprochen über die Fachkräfteinitiative, die wir mit der Bundessteuerberaterkammer und der Dathef angestoßen haben. haben letztes Jahr ja auch schon mal darüber über bestimmte Zahlen gesprochen, wie viele Klicks und auch die Verweildauer. Das finde ich ja auch immer sehr spannend. Die Verweildauer der jungen Menschen auf der entsprechenden Homepage dann doch sehr, sehr lang ist. mit fast fünf Minuten ist das in der heutigen Zeit schon außergewöhnlich. Also es ist interessant. Wir müssen Und das habe ich auch immer gesagt, wir können da nicht immer mit dem Finger auf Verband und Kammer und von mir aus jetzt auch Data zeigen und sagen, ja macht mal. Nein, wir müssen alle ran. Und das ist herausfordernd. Aber wir haben das ja auch so strukturiert, dass wir also in der Fläche, in Bezirksgruppen, in den Regionalverbänden dann auch die Leute befähigen und mit Material ausstatten, dass sie diese Kampagne auch unterstützen. und dass die jungen Leute richtig angesprochen werden. Und zahlt sich Ausbildung ist ja der Teil für die jungen Leute. Der ist ja sehr zielgerichtet und funktioniert ja auch gut. Aber gleichzeitig müssen wir natürlich die Kolleginnen und Kollegen befähigen, mit gemeinsamen Handeln, ihnen Material zur Verfügung stellen. Und dann sind ja noch ein ganz wesentlicher Faktor, wenn wir junge Leute ansprechen wollen, das sind ja auch die Eltern. Die Eltern haben ja maßgeblich auch Einfluss. auf die weitere Entwicklung und auf die Berufswahl der Kinder. Und auch da diese Elternkampagne, die ist so gut gelaufen, dass wir sie jetzt tatsächlich auch nochmal wiederholen, weil das ist also auffällig, dass wir dort auch ansetzen müssen und die Eltern im Grunde genommen auch darüber in Kenntnis setzen, dass es eben kein so trockener und verstaubter Beruf ist, wie wir so denken. Die einzigen, die das immer noch nicht verstanden haben, das ist die Agentur für Arbeit mit ihren ganzen, ja. Ich will es jetzt nicht werbend ins Feld führen, wo man danach gucken kann und feststellt, dass der Beruf quasi nicht mehr so ist, wie er ist. Aber das sind alte Daten und Fakten und das interessiert heute überhaupt keinen mehr. Aber die ändern es einfach nicht. Wenn ich den Namen jetzt nennen würde, wo man danach lesen kann, dann würde ich noch Werbung dafür machen, was ich gar nicht will. das ist so dieses Verständnis, wo man sich dann fragt, Mensch Leute, also überlegt mal. Wir haben immer unseren...
Torsten Lüth: immer unser Aufgabengebiet angepasst. Wir arbeiten ja heute schon wieder ganz anders, wir den ersten Podcast gemacht haben. Das ist alles so angepasst und jedes Jahr richtet man sich wieder ein bisschen neu aus und dann kämpft man an gegen eine Auffassung, wie ein Berufsbild vor 10 oder 15 Jahren war. Und dann können sich sicherlich alle vorstellen, das hat mit der Realität heute nichts mehr zu tun. Und wir ja erzählt, dass wir keine Arbeitskräfte, also Mitarbeitenden, brauchen. Ich weiß nicht, also in meinem Kopf sind immer noch ganz viele Ideen und eigentlich ist mein Kopf ganz schön voll im Moment.
Carola Heine: Wenn du das vergangene Jahr mal anschaust, wenn du auf 2025 zurückblickst, hat dich auch irgendwas total überrascht, weil du das nicht hast kommen sehen, gab da irgendwas dabei, wo du sagst, wow, das verändert die Branche, wer hätte das vorher gedacht?
Torsten Lüth: Naja, ich möchte jetzt nicht gleich mit den negativen Themen anfangen und mit den schwierigen Themen. Ich sag mal mit Freude, was mich wirklich überrascht hat. Wir haben ja dieses Jahr unseren Steuerberatertag in Den. Haag gehabt. Olaf, wir haben uns dort auch getroffen und ich hatte wenig Erwartungshaltung, was den Ort selbst angeht. ich meine, das ist ja schon wirklich ein wunderschöner Ort. auch diese Gastfreundschaft in diesem World Forum. in dem wir dort den Steuerberatertag durchgeführt haben. Die holländische Gastfreundschaft, das habe ich nicht gewusst und das hat mich, wenn es überraschende Momente geht, wirklich überrascht. Diese Herzlichkeit war phänomenal. Wir werden jetzt darauf bestehen, dass das dann nächstes Jahr auch umgesetzt wird. Aber nein, das war ein toller Steuerberatertag, auch mit tollen Orten, auch die Rahmen- Ja, also das Gala-Dinner und die Party, die Party war, das war schon wieder etwas, wo ich sage, Mensch, wann erlebt man das mal, dass fünf Stunden am Stück Live-Musik kommt, also ohne Pause. Also das ist wirklich Wahnsinn gewesen. Und ich freue mich jetzt natürlich auch schon wieder auf Bonn im nächsten Jahr, am 4. bis 6. Oktober. Da habe ich gleich diese Werbung auch mit untergebracht. Aber Ich finde das immer, das ist also wirklich eine grandiose Geschichte und man lernt da auch viele viele nette Kolleginnen und Kollegen immer wieder kennen und natürlich auch genauso durch die Ausstellung, durch die Ausstellung läuft es sind auch dann neue Gesichter aber auch altbekannte Gesichter und wenn ich Olaf immer sehe, freue ich mich dann auch immer, dann fühlt man sich auch ein bisschen zu Hause, wenn man dann schon wieder so viele Leute kennt.
Olaf Clüver: Ja, danke schön. Aber ich kann das tatsächlich nur zurückgeben. du hast von den ganzen Menschen, die dort drum herum waren und irgendwie organisiert haben oder geholfen haben, gecatert haben, du hast sich ein genervtes Gesicht gesehen. Die waren alle freundlich, denen war keine Frage zu doof. Und das war wirklich sehr, angenehm. Und dazu kommt natürlich noch, dass das World Forum in Den Haag natürlich auch, ich sag mal, imposante Geschichte hat. Wenn man überlegt, wer durch diese Hallen und Theorischen gegangen ist oder sowas, dann war das auch für uns als Aussteller. Das darf ich jetzt mal so zurückspingen zumindest mit denen die ich gesprochen habe die sich dann umgeguckt haben gesagt schapo also muss auch erstmal machen
Torsten Lüth: Ja, es war wirklich toll und es gibt da ja wirklich ein paar Geschichten von dem NATO-Gipfel, wie das World Forum dort verändert wurde und wie noch einzelne Außenwanddurchbrüche gemacht wurden. Da war jetzt nichts mehr von zu sehen. Das ist noch gar nicht so lange her. Aber es ist schon Wahnsinn, was da möglich ist, wenn bestimmte Parameter passen müssen, gerade bei so einem NATO-Gipfel. Das habe ich mir dann auch erzählt, dass da darf einer nicht über dem anderen sitzen und dann, es dann, damit es nicht Hierarchien gibt und so.
Torsten Lüth: brauchen wir beim Steuerberatertag glücklicherweise nicht.
Olaf Clüver: Glücklicherweise nicht. Gehen wir mal wieder in die Entscheidungen, die so getroffen wurden im vergangenen Jahr. Wo würdest du sagen, hat es die größte Diskrepanz zwischen politischer Absicht und der Kanzlei-Realität gegeben? Das heißt also da, wo die Politik etwas entschieden hat, wo ihr hinterher mit, ich drücke das mal vorsichtig aus, umgehen müsst.
Torsten Lüth: Na ja, uns, wenn ich das zunächst aus der Verbändesicht betrachte, ist natürlich noch ein großes Thema gewesen, die Umsatzsteuerbefreiung von Bildungsleistungen zum 1.1.25 eingeführt. Und die, die jetzt aus der Steuerbubble zuhören werden, die werden das sicherlich verstehen. Aber jetzt sagt mal einem Politiker, dass also eine Umsatzsteuerbefreiung dazu führt, die Fortbildung zukünftig teurer wird. Das ist etwas unverständlich, ist aber jetzt noch mal im Gesetz so drin. Und für uns war es nur wichtig, dass man auch erkennt, dass man sowas nicht einfach einführen kann und Monate später mit einem BMF schreiben, dann erläutert, wie das umzusetzen ist. Denn die Frage ist ja, wenn ich ein Seminar auflege, dann mach ich mir das nicht heute zu eigen und lass das morgen stattfinden, sondern da ist ein Prozess dahinter. Das dauert alles, da wird ein ganzes Kataloge fertig gemacht, wird ein ganzes Jahr durchgeplant und wenn dann so eine Gesetzesänderung von eben auf jetzt ins Gesetz kommt und die Kataloge sind draußen, dann kann man das alles einstampfen oder wenn man ein Seminar bereits beworben hat und da haben Leute gebucht, man hat das ja dann auch gelesen, dass man dann also geschrieben hat, man ist noch nicht ganz sicher, ob das hier der richtige Preis ist, wegen gesetzlicher Unklarheiten, dann lässt das schon tief blicken, was das also bedeutet. Das war also jetzt für uns ein ein sehr bedeutendes Gesetz. Ansonsten haben wir natürlich immer gewartet. Jetzt geht es ja richtig los. Der Investitionsbooster war dann so der erste. Da haben gesagt, zeitlich war das natürlich toll. Man hat Zeichengesetz, noch vor der Sommerpause so ein Gesetz durchzubringen. Chapeau. Aber inhaltlich hat man dann schon gefragt, ob das jetzt die Wirtschaft so beflügelt, dass es jetzt so richtig rund geht. Dann wollten wir den Herbst der Reformen. Ausrufen, wir haben ihn ausgerufen. Auch da haben wir natürlich steuerlich geschaut, was ist da drin. Gut, jetzt müssen wir mit bestimmten Sachen wahrscheinlich umgehen, dann Aktivrente. Für mich ein bisschen unverständlich, warum man Selbstständige, Freiberufler, Gewerbetreibende nicht mitberücksichtigt, weil ich glaube, auch den Handwerker in der Fläche brauchen wir und wenn der ältere Handwerker keinen Nachfolger findet.
Torsten Lüth: sagt, er fühlt sich aber noch in der Lage, ein bisschen zu machen, aber es lohnt sich vielleicht nicht, dann wäre das natürlich auch ein Anreizsystem gewesen für Ärzte, für Handwerker, für sonstige, da noch aktiv zu bleiben. Für die Beratungspraxis vielleicht gar nicht so schlecht, dass man das nachher ein bisschen auseinandergenommen hat, dieses ursprüngliche Paket, wo es auch noch Überstundenzuschläge, Steuerfreiheit von Überstundenzuschlägen weil das hätte hier in der Beratungspraxis alles noch beraten werden müssen, jetzt zum 1.1.26. Und da das ja alles quasi noch auf dem gesetzgeberischen Weg ist, wäre das wieder ein heißer Dezember geworden. Insofern an der Stelle bin ich schon ganz froh, wenn man nicht alles mit einem mal diskutiert. Ja, aber das...
Carola Heine: Aber es gibt ja offensichtlich eine ganze Menge Sachen, auf die du gerne eine klare Antwort hättest. Also ich finde, Aktivrente ist, würden Steuerberater von der Aktivrente betroffen sein oder nicht?
Torsten Lüth: Ja, wenn nicht selbstständig ist.
Carola Heine: ja, stimmt ja. Okay. Also es gibt eine große Petition, die durchläuft.
Torsten Lüth: Also betroffen ist gut. Betroffen ist gut, wenn ich 2000 Euro steuerfrei kriege. Das nenne ich dann mal Betroffenheit.
Carola Heine: Ja, es läuft ja gerade eine große Petition, mit der die schon über 90.000 Unterschriften hat, die sich dagegen wehrt, dass es da diese Spaltung gibt.
Torsten Lüth: Ja, wir sind ja auch im Vorgift. Du guckst ja jetzt auch schon mal hin, was steht da alles im Koalitionsvertrag? Und wenn man dann von Registrierkassenpflicht spricht und so ab einem Umsatz von 100.000 Euro, dann musst du ja schon mal jetzt ein bisschen dich schon mal darauf vorbereiten, weil du dann ja auch mit den Mandanten ins Gespräch kommen willst. Wenn so was mal kommt, also bereitet euch schon mal darauf vor. Allerdings musst du dann zumindest mal, selbst wenn du die gesetzlichen Feinheiten noch nicht hast, aber du musst ja heute schon mal fragen. Diese 100.000 Euro, ist das eigentlich der Gesamtumsatz eines Unternehmens für das gesamte Jahr oder ist das der Barumsatz? Also bin ich jetzt mit meiner Kanzlei unter Umständen mit der Registrierkasse vielleicht auch betroffen, wir machen etwas mehr als 100.000 Euro Umsatz, aber nicht gerade 100.000 Euro Barumsatz. ich will nur sagen, so paar Kleinigkeiten wären mir schon ganz gut, wenn man die schon mal im Vorfeld hat, selbst wenn man Gesetz noch nicht fertig hat.
Torsten Lüth: Darum kümmern wir uns natürlich auch. Koalitionsvertrag stehen ja ganz viele Dinge, die uns auch bewegen. als wir angefangen haben, da waren wir mitten im Corona, als wir das erste Mal den Podcast mal gemacht haben vor fünf Jahren. Wir haben heute noch mit den Corona-Wirtschaftshilfen zu tun. Und jetzt steht im Koalitionsvertrag, die Corona-Wirtschaftshilfen sind zeitnah zu beenden. was heißt denn jetzt zeitnah im Mai 2025? findet man irgendwo Anfang 26. Aber wenn ich mir heute so die Statistiken ansehe, frage ich mich, wie manche Bundesländer das schaffen wollen. Das geht es faktisch unmöglich.
Olaf Clüver: Dann komme ich mal auf einen Wunsch von dir zurück, den du in einem der vergangenen Podcasts äußert hast. Nämlich, dass die Umsetzungen, die der Gesetzgeber mitgeteilt, etwas eher gemacht werden und etwas früher gemacht werden als auf den letzten Knick. Diesem Wunsch ist deinem Vernehmen nach nicht in Gänze entsprochen worden. drücke das mal vorsichtig.
Torsten Lüth: Oh, das hast du jetzt aber mit einer Nettigkeit versehen. Das ist ja unglaublich. Nein, ich kann einen neuen Rekord vermelden. 27 Stunden hatten wir Zeit, um eine Stellungnahme abzugeben. Das hatten wir noch nicht. Also bisher habe ich das immer noch in Tagen ausführen können. Könnte ich jetzt auch. Aber mit diesen Einskommas tue ich mich schwer. Wie viel sind jetzt diese drei Stunden, die wir dann noch zusätzlich hatten? Also das muss man sich mal überlegen. Also meine Kritik ist ja nun mal entweder wir machen das und Man hört sich dann eine Expertenmeinung an und nimmt das mit. Oder man will es nicht. Bei 27 Stunden hat man schon das Gefühl, man will es eigentlich gar nicht verarbeiten. Am besten ihr macht gar nichts, weil ihr es schafft ihr nicht. Ich verstehe es nicht mehr, weil wir wollen ja auch, es geht ja, ich betone es ja immer, wir reden ja hier nicht nur von irgendwie
Olaf Clüver: Ja.
Carola Heine: hat das System, hat das System.
Torsten Lüth: Was nützt mir jetzt als Steuerberater? Ich fühle mich nicht als Steuerberaterlobby ausschließlich, sondern wir haben mit den KMUs zu tun. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen, das sind unsere Mandanten in den Kanzleien. Wir hören zu. Wir sehen jeden Tag deren Probleme. Und wenn wir Gesetzesinitiativen haben, dann gucken wir uns das an, auch unter der Prämisse, was macht das bei meinem Mandanten? Wie funktioniert das? Wie kann der so was umsetzen? Das sind doch die Bilder, die ich dann hier im Kopf habe, wenn wir uns über so Gesetzesinitiativen hermachen. Und ich verstehe es immer nicht, dass man das nicht hören will. Man will es ja hören. Man sagt immer, man will es hören, aber dann setzt man so eine Frist. Und ich denke, da gehört dann auch mal ein tiefgründiges Durcharbeiten und diskutieren auch mit Leuten, die sich das vielleicht als Steckenpferd dann irgendwo gerade diesen Bereich mal sehr zugenäht fühlen. Und die Zeit hat man da nicht, sondern eigentlich ist es dann, man macht einen ersten Aufschlag und den Rest muss man dann sehen, dass man den in weiteren Verfahren irgendwie nochmal platziert kriegt. Aber eigentlich viel, viel schöner für uns alle wäre es manchmal etwas langsamer vorzugehen, mehr Zeit uns zu lassen. Und dann nachher kommt was Vernünftiges raus, was man nicht andauernd nachschärft.
Carola Heine: ist das Gedankenlosigkeit, Unfähigkeit oder Absicht, wenn sowas ein Unwahrheit
Torsten Lüth: Ich darf doch hier keinem Unfähigkeit unterstellen. Nein, ich glaube schon, ich kann das auch verstehen, wenn man sich mit einzelnen Plädern unterhält. Alle haben diesen Druck und dann muss was geliefert werden. es nützt uns, wenn wir hier Vertrauen schaffen wollen, auch zukunftsfähige Politik machen wollen, dann müssen wir uns auch die Zeit nehmen, das zu durchdenken. Und dann habe ich auch eine Erwartungshaltung. Beispielsweise habe ich, das wisst ihr noch, glaube ich, In 2024 war ich in der Expertenkommission Bürgernahe Einkommensteuer, die Expertenkommission damals in BMF unter Christian Lindner. Und da gab es noch eine zweite für vereinfachte Unternehmensteuer. Und da sind ganz, ganz viele kluge Gedanken drin, die man auch recht schnell umsetzen kann, die möglicherweise auch gar nicht so sehr in das Steueraufkommen eingreifen. Und wir haben uns damals wirklich viel Mühe gegeben und Gedanken. Und da ist auch viel Zeit bei draufgegangen, obwohl wir diese ja eigentlich gar nicht hatten, weil das ja innerhalb weniger Monate zusammengestellt wurde. Und ich bin ja heute noch dabei und werb auch nochmal dafür. Man schaut doch mal rein, bevor ihr andauernd neue Sachen hervorholt und euch überlegt. Guckt doch mal rein, da sind doch kluge Gedanken und dann nehmen Sie doch auf und dann lasst Sie doch mal rechnen und überlegt doch mal, wie das umsetzbar ist, das Ganze ein bisschen einfacher, womöglich auch gerechter zu machen. Oder vielleicht auch hier und da mal über mir die Einzelfallgerechtigkeit grundsätzlich nachzudenken. Und diese vielen Vorstöße zeigen ja auch, wenn ich auch die digitalen Vorstöße, wenn die Steuer macht, das Amt, was da in Hessen passiert ist, wenn ich das alles so nehme, darüber kann man ja auch was lernen. Selbst wenn dann der eine oder andere sagt, nee, das ist nicht richtig, das mag seine Auffassung sein. Aber eins wird auch dadurch immer deutlich durch diese Vorstöße, wo es nämlich am Ende wo der Hemmschuh ist. Also die Frage ist, wenn ich jetzt Steuer macht das Amt, es wird alles voll digital automatisiert, abgebildet und jetzt kann man doch evaluieren, was ist jetzt das, was vielleicht individuell der Mandant oder der Steuerpflichtige das jetzt hier bekommen hat. Was muss er jetzt individuell noch hintragen? Und dann wird man doch ganz schnell zu der Erkenntnis kommen, dass gerade diese Dinger mal auf
Torsten Lüth: auf den Prüfstand gehören, weil das ist der Hemmschuh für die Digitalisierung, die vollautomatische Steuererklärung. Und dann muss man doch mal überlegen, wie man das Steuerrecht dann so anpasst, dass gerade das wegfällt, damit man einfach ein Stück weg das auch klarer und bürgernäher quasi dann am Ende hat.
Carola Heine: Ich finde, da fehlt ganz viel Wertschätzung für eure Arbeit, wenn ihr so eine Frist dahin geknallt bekommt.
Torsten Lüth: Ja, dem kann ich zustimmen.
Carola Heine: Ja, kann man ruhig mal aussprechen,
Torsten Lüth: Ja.
Olaf Clüver: Ich mag das ja schon gar nicht mehr fragen. Welche Reformen und Entwürfe, so anstehen und derer du schon habhaft geworden bist, von welchen müssen wir erwarten, dass sie in Zukunft die Kanzlei-Prozesse verändern oder dass sie in die Kanzlei-Prozesse eingreifen? So ein Beispiel, so dieses Entgelt-Transparenz-Thema.
Torsten Lüth: Also es wird alles in Kanzlei Prozesse eingreifen, aber wir müssen proaktiv sein und wir warten da nicht drauf. Das, wahrscheinlich jetzt, also wir müssen zumindest ein Thema, ich kann das ja gar nicht ignorieren, das Thema, was uns jetzt aktuell am meisten beschäftigt und was wahrscheinlich die gesamte Branche nachhaltig verändern wird, ist eben die Reform des Steuerberatungsgesetzes. Das ist für uns eigentlich der größte Punkt aktuell. Nicht grundsätzlich, weil es da einen Entwurf gibt. Den haben wir bewertet, da haben wir eine Stellung genommen und da sind Sachen drin, zu denen wir Stellung genommen haben. Das ist nicht der große Wurf, aber der große Wurf ist eben das, was jetzt daraus gemacht wird. Und das ist der Teil in diesem Entwurf, in diesem Regierungsentwurf, wo es eben Private Equity unser Fremdbesitzverbot geht. Das ist etwas, was uns hier natürlich wahnsinnig bewegt und eine Riesenwelle ausgelöst hat, auch hier im politischen Raum. Und das ist das, was uns jetzt auch die letzten Monate beschäftigt hat. Vielleicht ist morgen wieder eine andere Situation. Moment ist es eine ziemlich verfahren Situation. Wir haben uns geäußert. Ich glaube, jeder Jeder weiß, der aktuelle Stand des Deutschen Steuerberaterverbandes ist, was wir davon halten, warum wir unsere Unabhängigkeit in Gefahr sehen. Für uns ein ganz wichtiges Thema. Wir sind hier Organ der Steuerrechtspflege und zwar unabhängig und das wollen wir auch bleiben. Und Renditeerwartung von Private Equity oder von Beteiligungsgesellschaften passt nicht zu diesem Grundsatz, den wir haben. Und das ist für uns auch nicht verhandelbar. Und ich habe auch meine Zweifel, ob ich damit die Unabhängigkeit erhalten könnte, wenn ich nur einen bestimmten Prozentsatz an Private Equity Beteiligung zulasse. Weil am Ende gibt es da ja noch ganz andere Geschichten wie Datensouveränität und so weiter.
Torsten Lüth: Die Kurzfristigkeit, die Private Equity in der Regel angelegt ist, mit hohen Renditeerwartungen, passt auch nicht zu unserem Geschäftsmodell, weil ich möchte gerne mit meinem Mandanten lange zusammenarbeiten und darüber die Früchte ziehen. Aber es ist im Moment der Regierungsentwurf, liegt auf Eis, geht nicht ins Kabinett. Bundesfinanzministerium ist dafür, Bundeswirtschaftsministerin ist dagegen und dadurch verändert sich im Moment nichts und deshalb Ich werde immer aufgefordert, doch zu verhandeln. ich sage, ich weiß gar nicht, worüber ich verhandeln soll. was soll ich? Ich habe jetzt den Standpunkt und wenn sich nichts ändert, kann sich auch mein Standpunkt nicht ändern. soll ich? Also ja, und wir werden jetzt sehen. Ich weiß ja nicht. Vielleicht ist, wenn der Podcast dann ausgestrahlt wird, ist vielleicht schon wieder alles anders. Aber deshalb muss man immer sagen, jetzt in dem Moment, wo wir hier heute sprechen, ist es eine Situation die unschön ist und die wahrscheinlich auch noch lange Zeit unschön bleibt. Also selbst wenn Bewegung reinkommt, ist das sicherlich eine Sache, die sich der deutsche Steuerberaterverband kümmern muss, auch mit den Regionalverbänden. Und wo ich natürlich sehe, wenn da etwas kommt, das wird die Branche verändern und meines Erachtens nicht zum Besseren.
Olaf Clüver: Man sieht und hört, dass du aus meiner persönlichen Sicht auch ernsthaft besorgt bist über diese Entwicklung. Aber wenn du sagst, Private Equity ist auf kurzfristigen Erfolg angelegt, erzähl doch bitte mal, was macht die Steuerberaterbranche denn so interessant für Private Equity, dass sie überhaupt dahin gehen, obwohl es eigentlich die grundsätzliche dass das grundsätzliche Wesen der Steuerberaterbranche eigentlich den Zielen von Private Equity entgegensteht. Was macht es so interessant dafür?
Torsten Lüth: Interessant sind ja immer die Branchen, die offensichtlich gut laufen. Also das ist ja schon mal ein Lob an den Berufsstand. Offensichtlich geht es dem Berufsstand recht gut und dann wird es natürlich interessant. Und ich stelle ja auch gar nicht in Frage, dass man bestimmte Prozessoptimierungen und dergleichen damit natürlich auch erreichen kann. Aber es ist die Gemengelage und Ich muss es ja natürlich bis zum Schluss denken und ich kann eigentlich sagen, okay, das hilft mir jetzt ein, zwei Jahre in der Entwicklung. Aber wenn dann die Exit-Strategie greift und Private Equity wieder austritt aus der Gesellschaft, dann ist ja auch etwas. Was passiert dann? Was passiert mit diesem Gesellschaftsanteil? Wo geht der hin, wenn dann so wie in anderen Branchen auch Funks gegründet, wo sich dann jeder daran beteiligen kann? Wie soll das weiter funktionieren? Wie soll das weitergehen? Was macht es aber, wenn ein Steuerberater eben einer Renditeerwartung gerecht werden muss. Erhöht doch den Druck für den Steuerberater, vielleicht nicht mehr nach dem steuerlich optimalen Ergebnis für den Mandanten zu suchen, sondern Die Renditeerwartung muss er erfüllen und er hat ja da den Druck. Das schränkt uns natürlich ein, wenn ich das für die Beratungspraxis sehe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei der Gemengelage, muss ich auch sagen, die Europäische Union, die EU-Kommission, hätte ja lieber ein völlig liberales Berufsrecht ohne jedes Hindernis. Das erlebt man in anderen Mitgliedstaaten der EU, was dann passiert. Ich hatte euch ja gerade eben schon mal erzählt, dass ich jetzt gerade auch vor kurzem mal mit ganz jungen Steuerberaterinnen und Steuerberatern zusammengesessen habe und so paar Themen besprochen habe. Und da kam dann auch die Aussage, aber Mensch, wir haben jetzt so lange gekämpft, haben diese Steuerberaterprüfung geschafft, sind stolz wie Bolle. Und dann wollt ihr uns erzählen so, ja
Torsten Lüth: Es wird aber doch alles anders. Dann fragt man sich schon, warum haben die sich das alles auf uns genommen? Wir haben uns bewusst dafür entschieden, das zu werden. Unabhängiges Organ der Steuerrechtswege. Und jetzt steht das plötzlich in Frage. Das ist eine ernste Sache. Die beschäftigt mich, die macht auch ganz viel mit mir. Ich muss sagen, ich habe selten Eigentlich so ein Halbjahr, wie wir es zuletzt hatten, habe ich in diesen fünf Jahren noch nicht gehabt. Also so angespannt und so voll mit Äußerungen, auch Gegendarstellungen. ja, das ist eine Belastung, die man aber auch, sagen wir mal so, erklären muss. Wenn ich Kanzlei hinhabe, bin in meiner Kanzlei und ich habe volle Auftragsbücher und kümmere mich die meine Mandanten, dann geht diese ganze Diskussion ja fast an mir vorbei. Das heißt, wir als Verbände, als berufsständische Vertreter sind gefordert, auch einen Standpunkt zu haben, zu vertreten, zu diskutieren, zu verteidigen, Argumente zu finden, zu suchen, zu entkräften. Und das alles mit dem Normalen, was im Gesetzgebungsverfahren läuft, Steuergesetze. Das Ganze ist ja jetzt im Grunde noch trotzdem noch zu bewältigen. Und das macht die Sache im Moment wirklich schwierig.
Carola Heine: Ja, das klingt so, als ob dich das auch persönlich sehr mitnimmt.
Torsten Lüth: Ja, das ist auch so. Klar, ich bin auch Kanzlei-Inhaber und ich mache meinen Job wirklich gern und ich mache mir ernsthaft Sorgen, ob man in einigen Jahren den Job noch genauso machen kann. Ich mache mir dann schon Gedanken über Mitarbeitende, die auf dem Weg zum Steuerberater sind, die sagen, genau das, was du da machst, das will ich auch. Das will ich auch. Deshalb gehe ich den Weg jetzt weiter. Deshalb gehe ich jetzt noch mal studieren oder ich mache nach der Ausbildung zum Steuerfachangestellten noch mal den Steuerfachwirt und entwickele mich weiter. Ich will auch Steuerberater werden. Und er hat natürlich in seinem Kopf die Vorstellung, ja, ich will nicht so arbeiten wie du heute, aber die Grundidee steht ja in Frage. Ich will genauso unabhängig sein. Ich will arbeiten. Ich will natürlich mein Geld verdienen. Das steht ja außer Frage. Und dann will ich mich auch über meinen Erfolg freuen und ich freue mich mit den Mandanten. es ist ja auch toll, wenn man mit einem Mandanten spricht und sagt, dich habe ich schon vor 30 Jahren mitgeheut, da war ich noch kein Steuerberater, da hatte ich ja noch einen Chef. Aber wir beide haben damals schon zusammen gearbeitet. Und sagt er ja und freut sich mit. Und dieses Gefühl. Das teilt man dann natürlich auch gerne mit seinen jetzigen Mitarbeitenden, die vielleicht in 30 Jahren das gleiche Erlebnis haben und sagen, ja, für die Leute machen wir es. Die haben wir durchs Leben gebracht. Wir selbst haben gemeinsam im Grunde die letzten 30 Jahre miteinander gearbeitet, erlebt, persönliche Sachen geteilt. Und jetzt kommen die jungen Mitarbeitenden und sagen, ja, genau so wollen wir es eigentlich auch machen. Und dann wollen wir die ganze Sache noch weiterentwickeln, ein Stück weg digitaler machen und hier nochmal den Prozess verändern. Und dann möchte ich noch mal das machen. Die sind ja auch voller Energie und voller Ideen. Wenn wir aber die Grundlage so derartig verändern, dann ist das alles nicht mehr sicher. Deshalb mache ich mir eher Sorgen die Generation, die jetzt folgt.
Carola Heine: Ja.
Olaf Clüver: Ich will das auch.
Carola Heine: Ich kriege immer so bisschen Gänsehaut, wenn ich merke, wie viel Herzblut von dir da drin steckt. Das ist heutzutage auch nicht mehr selbstverständlich. Das finde ich wahnsinnig gut.
Olaf Clüver: Ja, eine ganz kurze Frage. Vielleicht kannst du, Thorsten, das auch einigermaßen kurz beantworten. Jetzt stelle ich, du hast schon mal gar keinen Bock auf den Zugang für Private Equity. Und wenn ich das jetzt, ich bin ja in der Branche nicht ganz fremd, mit vielen Steuerberatenden bespreche, hat das an den anderen Stellen auch keiner. So und dann von den Ausstellenden oder so was, die sagen auch, na ja, für uns ist es eigentlich auch besser, wenn es so bleibt, wie es ist, weil wer weiß, ob wir da noch irgendwie. Warum macht die Bundesregierung dann überhaupt so ein Fass auf und ist bereit, an diesem Gesetz rumzufingern, wenn es eigentlich keiner will, vor allen Dingen nicht die Betroffenen. Das ist mir bislang noch nicht so in den Sinn gekommen.
Torsten Lüth: Naja, es wird ja immer argumentiert, dass wir die digitale Transformation sonst nicht schaffen, wo ich immer denke, naja, aber ich kauf mir ja die KI ja nicht ein, sondern ich abonnier sie ja im Zweifel und ich kann ja, es gibt ganz viele innovative Lösungen für unsere Branche, die ich wahrscheinlich auch nicht selbst entwickeln will. Und wenn ich das Zeug dazu hörte, so was zu entwickeln oder so was in der Entwicklung zu denken, dann kann ich ja auch eine Gesellschaft gründen. Also ich muss es ja nicht in meiner Steuerberatungskanzlei abbilden. Das sind ja so auch immer die Sachen, sonst schaffen wir das nicht. Und es gibt ganz, ganz viele Steuerberatungskanzleien, die sind so derartig innovativ und die haben es ja auch ohne geschafft. wenn es dem Berufsstand gut geht, sind wir ja auch gerne gesehen Gäste in Banken, wenn wir Geschäftsideen haben. Das muss man mal so sagen. Dafür braucht man Private Equity nicht. Auf der anderen Seite ist es eben, wenn man sich das so betrachtet, wer da am Markt ist, wer da Interesse hat und ich komme ja darauf zurück, wir sind ja nur deshalb interessant, weil es eben vielleicht der Branche ganz, also wahrscheinlich der Branche ganz gut geht, oder sie unheimlich viel Potenzial da vor Ort. Sonst würde Private Equity da ja nicht reingehen. Aber Private Equity ist auch gut vernetzt und Wo wir keine Termine bekommen, weil keine Zeit ist, hat Private Equity viele Termine. Und wenn man sich in entscheidender Position nur von einer Seite mit Informationen versorgen lässt, dann hat man auch eine Meinung, die in diese Richtung geht. Und das macht die Sache für uns als Verband extrem schwierig, wenn man das Gefühl bekommt, man will gar nicht zuhören und geht diesem Konflikt aus dem Weg. Aber aus dem Weg kann man dem nicht gehen, weil es geht hier die Zukunft meiner ganzen Branche. wenn du sagst, dass ich angespannt bin oder ich vermittel, dass ich da ja, das ist so. Ich mache mir ernsthaft Sorgen und ich kann das wahrscheinlich dieses Amt und das, was im Moment hier passiert und diesen Druck, der dann auch auf meinen Schultern lasse. Denn man passt natürlich auch ganz genau auf, was ich sage, wie ich es sage.
Torsten Lüth: Und glaubt man nicht, dass das unkommentiert bleibt. Also ich habe selten so viele Attacken, wenn ich das mal so bisschen überspitzt darstelle, erlebt wie in diesen letzten Monaten. Und natürlich macht das was mit mir. Das macht mich allerdings, beruhigt mich jetzt nicht, das jetzt mal so ganz vorsichtig einzuschieben. Das macht mich dann nur noch klarer.
Olaf Clüver: Shit.
Torsten Lüth: dass ich offensichtlich meinen Standpunkt jetzt vertrete.
Olaf Clüver: Also ich kann das in gewissem Rahmen natürlich nicht vollständig nachvollziehbar. bin kein Steuerberater, das ist und es zeichnet dich eigentlich auch aus, dass du da dein Herz auf der Zunge trägst und da auch wirklich für kämpfst und man nimmt es dir absolut ab. Also ich kenne dich nun auch schon ein paar Jährchen oder sowas und du bist immer sehr besonnen und wenn es dann so emotional wird oder sowas, dann muss es entweder wirklich etwas sein, was dich tatsächlich auch angreift oder und anfasst und das ist auch völlig in Ordnung und das macht dich dann eben halt auch authentisch. Aber ich würde ganz Ich würde jetzt diesen Umschlag einschieben. Boah. Aber auf diesen ... Genau. Das ist ... Ja, genau den. Ja. Und du hast jetzt zum Durchatmen einfach mal, dass du jetzt auch mal eine Frage stellst und ... Bitte, lass dich nicht wünschen, dass du von Private Equity in der Steuerkanzlei
Torsten Lüth: Diesen goldenen Umschlag, den ihr mir geschickt habt, den hier.
Torsten Lüth: Das wollte ich schon immer mal machen.
Torsten Lüth: Im Podcast eine Frage stellen. Das wollte ich nicht mehr. So, ich öffne den Umschlag. Carola, die Frage geht an dich.
Olaf Clüver: Ja.
Torsten Lüth: Was bedeutet Resilienz für dich?
Carola Heine: Hm, Resilienz ist ein sehr umfangreiches Thema. Für mich heißt Resilienz nicht, dass man immer alles hundertprozentig im Griff haben muss, sondern dass man, wie sagt man das auf Deutsch, I bounce back. Ich schaffe das immer weiter zu machen, einen Weg zu finden, mich wieder auf die Füße zu stellen, wenn irgendwas passiert ist, was mich aus der Bahn geworfen hat. Resilienz kann man meiner Meinung nach so bisschen wie einen Muskel trainieren in diesen Zeiten des Wandels. man kann lernen, resilienter zu sein, weniger empfindlich zu sein und das sollte man vermutlich auch, weil irgendwas ist immer.
Olaf Clüver: gewisse Widerstandsfähigkeit.
Carola Heine: Ja. Oder habt ihr andere Definitionen von Resilienz?
Torsten Lüth: Nein, ist Stabilität und Widerstandsfähigkeit, aber das ist ja in verschiedenen Bereichen. Wenn ich jetzt an unsere Branche denke, da muss natürlich finanziell stabil sein. Also Liquidität ist großes Thema, auch Digitalisierung, Cyberattacken, das ist ja auch etwas, wo man schützen muss. Aber Datensicherung im Ganzen, sind alles so Sachen. die mir da so ganz spontan einfallen. Aber mich wurde die Frage ja nicht gestellt.
Carola Heine: Nein, aber das ist tatsächlich ja gut. meine, es gibt natürlich auch technische Resilienz und dann KI, diese ganzen Geschichten, da wird man auch noch ganz neue Definitionen für manche Sachen finden müssen zwangsläufig. Wie fühlt sich denn KI für dich an? Also für dich persönlich jetzt als Steuerberater, auch als, sag ich mal, Privatmensch, der das von außen betrachten kann, ja manchmal, was sich da alles so tut. Hattest du schon Gelegenheit, dir die Tools anzuschauen, mit denen Kanzleien arbeiten? Wie findest du KI?
Torsten Lüth: Ja, ich finde das spannend, weil wir müssen, also wir müssen gar nichts, aber wir sollten uns natürlich darauf einstellen. Und es ist ja ein nicht aufzuhaltener Prozess und ich muss damit umgehen lernen. Ich glaube, das ist für uns das ganz Wesentliche. Ich arbeite damit auch, dass man einfach sich auch mal Zeit spart dadurch, indem man nach bestimmten Formulierungen sucht. Das geht einem dann schneller von der Hand. oder so Strukturen aufbauen, dass man sich einfach mal für so einen Vortrag mal so ein Schema zurechtlegt. Da kann man die KI wunderbar einsetzen. Im Kanzleialltag bin ich immer noch etwas vorsichtiger, weil ich dann doch ein bisschen Angst hab davor, dass da das falsche Ergebnis rauskommt. Also insofern bin ich eher so der Typ, das auf althergebrachte Weise herleitet, was ich brauche für meine steuerliche Beratung, mir dann das aber gerne mal von der KI bestätigen lasse, damit ich sehe, aha, guck. Es wird genauer oder so. kann dann auch so ein bisschen so die Entwicklung, die Entwicklungsstufen der einzelnen Produkte mal ableiten und merkt dann natürlich zunehmend, dass das auch schon klarer wird. wie gesagt, aber ich finde es spannend, wie der Markt sich entwickelt, was man daraus machen kann. Wir müssen das auch annehmen. Das kann ich auch nur dringend empfehlen. Ich habe neulich mal gehört, da hat jemand einfach nur gesagt, also dass dieses Schreiben mit einem zu einem Prozentsatz von KI erstellt wurde. Hat das aber nicht bewertet. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, aber jetzt ganz ernsthaft, was wäre jetzt die Wertung? Guck mal, der kann das nicht mal alleine schreiben. Das war nicht mein Schreiben. Der kann das nicht alleine schreiben. Das war jetzt etwas böse. man sagt jetzt, ja, guck mal, die nutzen auch schon KI für so was. Das ist ja toll. Also ich habe die Botschaft nicht verstanden. Nur das einfach dann abzubilden und zu sagen, hier, guck, das ist
Carola Heine: Ja.
Carola Heine: Nein.
Torsten Lüth: mit großer Wahrscheinlichkeit
Carola Heine: Das ist Transparenz. Das ist die Transparenz von Leuten, die das zu schätzen wissen, wenn sie auf die Kreativität von anderen Menschen zurückgreifen können. Denn KI wird ja mit dem Wissen von Menschen gefüttert. Und dazu zu schreiben, wenn das mit KI erstellt, es ist Fairness und Transparenz. Es heißt aber auch, dass mir die Leute, die das Lesen nicht wert waren, dass ich mein eigenes Hirn komplett zerbrochen habe, finde ich als Autorin. Heißt beides.
Torsten Lüth: Aber wir haben es ja oft, vielleicht auch mal den ersten Aufschlag. Das macht sich ja besser, wenn du gewisse Struktur erst mal so hast, dass du dann sagst, so und jetzt passe ich das mal wirklich auf mich an und dann individualisiere ich das für mich noch. dann geht mir das schneller von der Hand. da ich natürlich auch ein Mensch bin, der weniger Zeit hat, nutze ich das dann auch mal, dass ich sage, also komm, da hilf mir mal bei den Formulierungen.
Olaf Clüver: Mmh.
Torsten Lüth: Und dann weiß ich, ja, guck mal, so und jetzt dann habe ich das eben dann für mich dann noch ein bisschen individualisiert. Also wie gesagt, es war nicht mein Schreiben, aber ich habe dann immer gefragt, was ist jetzt? Ist das jetzt toll oder ist das? Also der.
Carola Heine: Transparenz.
Olaf Clüver: kommt wahrscheinlich darauf an, wenn du das in deinem Bewerbung schreiben liest, ist das wahrscheinlich unglücklich. Wenn mich jemand eine Bewerbung schickt und sagt, diese Bewerbung wurde zu 90 % von KI verfasst, weiß ich nicht, was ich davon halten sollte.
Torsten Lüth: Das weiß ich nicht. werden damit umgehen lernen, Olaf. Ich tue mich schwer mit einer Bewertung, ob ich da jetzt einen Makel erkennen würde, wenn ich erkenne, dass sich jemand Gedanken darüber gemacht hat, wie er das anfasst.
Olaf Clüver: Jaja!
Carola Heine: Es ist ein bisschen gefährlich, wenn man Texte von KI schreiben lässt, weil die sind sehr generisch gefährlich. Das heißt, die klingen unglaublich glatt und nett, aber die klingen auch sehr geschliffen, aber immer auf die gleiche Art. Wenn du wirklich mal unter Zeitdruck einen Text schreiben musst, den du nur noch überarbeiten willst, dann sagst du der KI im Anschluss jetzt nochmal, höherer Anspruch, keine Füllworte. Und das machst du dreimal und dann hast du was, was du überarbeiten kannst.
Torsten Lüth: wieder was gelernt.
Olaf Clüver: Ich sage immer und schreibe es so, dass es so klingt, als käme es nicht von einer KI. Das checkt der wirklich oder Sie, was auch immer wieder dahintersteckt.
Carola Heine: Ja, okay.
Torsten Lüth: Aber es entspricht ja einfach nicht unserer Lebensrealität, wenn wir das jetzt hier vernachlässigen würden. Wir müssen damit umgehen lernen. Das ist ja gar kein Phänomen, sondern wir in der Technologie umgehen lernen und zwar in all unseren Lebensbereichen. Und da wird sich die Steuerberatung genauso wenig verschließen wie alle anderen Wirtschaftszweige. Das wird so sein und wir müssen es für uns positiv annehmen. so entwickeln, dass wir damit alle gut zurechtkommen und dann wird das auch uns allen im Alltag helfen. es ist ja auch, wenn ich jetzt diese, wenn ich KI oder überhaupt die Digitalisierung nehme, wir reden dann dauernd über Fachkräftemangel. Wie können wir das beheben? ja, denn es ist natürlich immer noch natürlich, das ist ja auch nichts, was man innerhalb von wenigen Wochen oder Monaten beheben kann. Aber jetzt
Carola Heine: ist der Fachkräftemangel immer noch so groß?
Torsten Lüth: Wenn wir das jetzt mal denken, dann gibt es natürlich die Möglichkeit, dass wir mal wieder Stromausfälle haben. Nachts dann steigt ja die Geburtenrate. Aber dann habe ich trotzdem erst das Problem in 25 Jahren gelöst. Wir wollen es aber früher lösen. So und jetzt kann ich ja mal diese beiden Probleme, Herausforderungen, die Italisierung, Fachkräftemangel verbinden. Und jetzt muss ich was draus machen. Und da sehe ich doch die Chance. Wir brauchen doch jetzt nicht rumjammern. Wir brauchen die Fachkräfte für alles, was wir zukünftig haben. Aber wir werden ja nicht. automatisch mehr Menschen zur Verfügung haben, diese Probleme zu lösen. Also brauchen wir mehr Technologie, mit den menschlichen Ressourcen klarzukommen, die vorhanden sind. wenn wir das annehmen und das beides so entwickeln, dann haben wir da auch gute Chancen, das kurzfristig zu lösen. Langfristig muss man über vieles nochmal gesondert nachdenken, aber einen digitalen Trend kriegst du nicht aufgehalten. Das wollen wir ja auch nicht. Und den Fachkräftemangeln müssen wir jetzt natürlich sehen, dass wir unseren Berufsstand, unseren Beruf auch mal wirklich wieder präsentieren. Das machen wir ja auch, dass wir anders auftreten, dass wir über die Fachkräftinitiative auch zeigen, in dieser Zeit mit den Ordnern und den verstaubten Stuben und diesen Steuererklärungen da irgendwie, das ist ja nicht. Das haben wir in den wenigsten Fällen noch. Und ich rate auch immer, den jungen Menschen macht ein Praktikum. Pläne, einen jungen Menschen in einem Praktikum wirklich in einer Woche mal so eine ganze Kanzlei-Struktur ein bisschen näher zu bringen. So, das verfängt da nicht bei jedem. Manche müssen aber auch diese Erfahrung machen und sagen, das ist hier, das ist alles gar nicht meins. Aber die Zeiten sind vorbei, wo die ins Bewerbungsgespräch gehen und wenn man dann fragt, warum sie da sind, ich will im Büro arbeiten. diese Zeiten sind vorbei. Die Leute müssen sich vorher interessieren. Die Leute müssen erkennen, was das für toller Job ist und welche Entwicklungsmöglichkeiten ich auch habe. Diese Grundlagenausbildung, wie wichtig die ist und wie ich auch diese Grundlagenausbildung zum Steuerfachangestellten beispielsweise noch in ganz vielen anderen Bereichen nutzen kann. Dieses Wissen, was ich mir dort aneignet, das hilft mir noch ungemein, auch wenn ich den Weg nicht weitergehe. wenn ich so wie jetzt in diesem Jahr beim Steuerberatertag einen
Torsten Lüth: einen jungen Kollegen, der in diesem Jahr bestellt wurde, begrüße, den ich selbst mal ausgebildet habe, dann ist das toll und dann freue ich mich. Der hat irgendwann mal die Region verlassen, ist ganz woanders hingegangen. Wir haben trotzdem Kontakt gehalten und ich freue mich wahnsinnig, dass ich den ein bisschen auf diesem Weg begleiten konnte. So und dann habe ich das nicht für mich gemacht. Ich habe die Ausbildung gehabt, die Ausbildung ist teuer, kostet auch wahnsinnig viel. Aber es bietet so wahnsinnig viele Chancen. so jetzt freue ich mich, der ist Steuerberater. hat genau, also dafür machen wir das doch eigentlich auch noch. Ja, das ist doch eine Freude, das dann zu sehen. Dann beim Steuerberatertag. Dann kommt er auf mich zu und das ist doch das so ein herrliches Gefühl.
Olaf Clüver: Also, finde ich total großartig. das sind eben halt genau diese kleinen Erfolgsgeschichten. Und eigentlich ist ja sogar eine große Erfolgsgeschichte. jemand Steuerberater wird, ist das schon keine kleine Erfolgsgeschichte mehr, die dann eben halt dann auch wirklich als Leuchtfeuer dienen können, die ganze Sache dann weiterzutragen. Und ich glaube, dass du da auch der Richtige bist, das dann eben halt in der Branche zu verbreiten und die anderen dann mitzunehmen.
Torsten Lüth: Ja.
Torsten Lüth: Ja, aber ich kann auch nur den Anstoß geben. Wir, die Steuerberaterinnen und Steuerberater, die irgendwo arbeiten und die auch Spaß haben, die meisten haben ja, die machen das ja auch alle wirklich liebend gerne. Und dieses Gefühl dann auch zu transportieren und zu sagen, Mensch, ich bin wahnsinnig gerne Steuerberaterin, ich bin wahnsinnig gerne Steuerberater.
Olaf Clüver: Ja.
Olaf Clüver: Mmh.
Torsten Lüth: Und ich erzähle denen jetzt, warum ich das so toll finde. Und da muss ich nicht in Gremien, in Gremienarbeit im Ehrenamt oder so unterwegs sein, sondern ich muss es da einfach machen, wo ich bin. Ich muss in die Schulen gehen, ich gehe in den sozialen Medien. Erzählen Sie es weiter, aber ich muss es authentisch rüberbringen. Das heißt, ich muss mich bei dieser Ansprache schon wohlfühlen. Und wenn ich eben soziale Medien nicht leiten kann, dann, also selbst, dann brauche ich auch nicht versuchen. da einen sinnvollen Post abzusetzen. Aber wenn ich vielleicht Kinder habe, die gerade am Gymnasium sind und da ist irgendwie so eine Messe für Berufe, die die jungen Leute dann später ergreifen können, dann kann ich mich doch mal hinstellen und aus meiner täglichen Arbeit erzählen. Das ist doch so. Und wenn ich das geschickt mache, das macht mir dann Spaß. Und jungen Leute stellen Fragen. Ja, das finde ich ja auch immer toll. Das habe ich ja immer mit den Studenten auf dem Steuerberatertag. Dann wird einfach ganz viel gefragt und dann brauchst du kein Skript vorher. Die Fragen kannst du sowieso nicht erahnen und dann wird da aber eine schöne Gesprächssituation draus und man kann das dann ja wirklich authentisch rüberbringen.
Olaf Clüver: Wenn wir jetzt mal schauen und feststellen, dass wir im Spätherbst unserer Folge angekommen sind und weiß Gott Torsten, ich bin mir sicher, dass wir noch für zwei, drei oder vier weitere Folgenstunden Gesprächsstoff hätten. Ich habe immer das Gefühl, dass wir trotzdem erst an der Oberfläche gekratzt haben, obwohl wir schon sehr, sehr tief. in die Materie eingestiegen sind, wäre ich dir dankbar, wenn du zunächst einmal mir oder uns sagst, was wünschst du den Branchen Teilnehmenden, die in dieser Bubble verwurzelt sind, ich drücke das mal so aus, für die nächste Zeit. Was wäre dein persönlicher oder auch dein fachlicher Wunsch?
Torsten Lüth: Also ich, erstmal wünsche ich der Branche ein erfolgreiches, gutes neues Jahr, dann 2026, mit natürlich klaren Bedingungen. Ich glaube, wir können uns dem ja nicht ganz verschließen. Steuern sind das eine. Die Lebensrealitäten sehen wir ja auch. Wir sehen, sagen wir mal, eine schwächere Wirtschaft. Wir sehen das in unseren Kanzleien. Wenn die Wirtschaft etwas schwächelt, dann haben wir auch wieder einen viel größeren Beratungsbedarf bei vielen Mandanten. Das sind Herausforderungen, die sich dann automatisch mitstellen und der wir uns dann ja aber auch stellen. Und in dem Zusammenhang erscheint mir schon angebracht, dass wir diese ganze politische Situation genauso mit im Blick haben müssen wie die Steuern. Wir haben schwierige Situation, aber die Köpfe sind natürlich auch alle, sagen wir mal, ich sag's mal so negativ und wir müssen da irgendwie hinkriegen, dass man auch wieder das Gefühl hat, hier geht was, hier macht es Spaß, hier habe ich klare Linien, in denen ich mich bewegen kann und wo ich auch eine gewisse Sicherheit habe, genauso geht das jetzt hier weiter, ich habe eine Planungssicherheit, ich kann Investitionen auslösen und ich weiß, wie sich das alles steuert. politisch auch entwickelt. Und das haben wir eben im Moment nicht, hat man so das Gefühl. Wir haben viel Unsicherheit und wenn wir ein bisschen mehr wieder eine Klarheit haben, in allen möglichen Bereichen, klare Strukturen finden, ich glaube, dann wird es auch der Wirtschaft dann zunehmend wieder besser gehen und dann macht das auch was in den Köpfen der Menschen. Und das wäre etwas, was ich mir für uns alle doch wünschen würde. Das finde ich immer so negativ. dahergehen und alles in Frage stellen.
Olaf Clüver: Das denke ich auch, dass uns ein wenig Optimismus guttun würde. Man hört das ja gleich immer gerne zum Jahresanfang in der ersten Jahrauwoche. Die Wirtschaft wird dieses Jahr einbrechen. Das ist so eine der ersten Meldungen, die man irgendwo sieht, wo ich mir denke, ja, warum fangt ihr das ja so richtig lustig an? Ja, das ist, verbreitet doch ein bisschen Optimismus oder nicht?
Torsten Lüth: Naja, haben ja, also Datev ja den Mittelstandsindex. Ich will jetzt keine Werbung für den Mittelstandsindex machen, aber es sind natürlich, es sind ja unsere Zahlen. Es ist ja das, was wir aus den Kanzleien heraus transportieren. Und wenn wir uns die Zahlen ansehen, dann sind das ja Echtzahlen und keine Erwartungszahlen, sondern es ist, bildet die aktuelle Situation wieder. Und wenn ich dann höre, wie viel Umsatzrückgang in den, in über alle Branchen sind und wir gleichzeitig aber dann deutlich höhere Personalkosten haben, dann fragt man sich natürlich, wann das nicht mehr funktioniert. Und dann müssen wir schon mal hingucken. muss natürlich dann auch politisch betrachtet werden. Und das geht uns an. Das ist ja das, was auch viele mal sagen, wenn es unseren Mandanten gut geht, es uns ja in der Regel auch gut. Und wenn es unseren Mandanten nicht mehr so gut geht, haben wir mehr Arbeit, auch ein Ausfallrisiko, aber meistens sind wir dann ja doch wenn wir es alle langfristig betrachten, auch sehr lange an der Seite des Mandanten und helfen ihm auch über schwierige Zeiten hinweg. Aber das macht das Beraterleben natürlich auch etwas schwieriger als in Zeiten, wo es allen gut geht und wir positiv gewandt dann die Investitionsentscheidungen mit begleiten, aber nicht das Kreditrecht irgendwie beeinflussen müssen.
Carola Heine: Ja, so viel Herzblut, du in alle deine Nachrichten steckst, müsste eigentlich bisschen Resilienz für die anderen mit abfallen, Es war toll, Torsten. Wir haben jetzt wirklich die Stunde voll gemacht, tatsächlich. Es war richtig gut.
Torsten Lüth: Danke.
Torsten Lüth: sind die 20 Minuten, die wir vereinbart hatten, schon
Olaf Clüver: knapp überzogen.
Carola Heine: Dreimal 20 Minuten.
Torsten Lüth: Knapp überzogen. Knapp überzogen. Gut.
Olaf Clüver: Aber wie gesagt, der Gesprächsstoff hätte noch für weitere zwei, drei Stunden locker gereicht. Aber wir werden einfach für nächstes Jahr wieder bei dir anfragen.
Torsten Lüth: Okay, dann hören wir mal. Ach so, so weit ist es schon. Ja, wir mal sehen.
Carola Heine: Wir könnten den Termin eigentlich schon suchen.
Olaf Clüver: Das machen wir traditionell auch immer am Steuerberatertag.
Torsten Lüth: Okay, dann machen wir das. Mittlerweile hat es ja nun wirklich Tradition, wenn es jetzt das fünfte Mal war, immer so zum Jahresende. Ich bemühe mich, dass wir das auch im nächsten Jahr wieder hinkriegen. Sagen wir mal so.
Olaf Clüver: Sehr schön.
Carola Heine: Wir haben uns sehr, sehr gefreut über die Folge mit dir. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Wir wissen, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Und ich finde, dass wir haben viel geredet, aber es lohnt sich auch jede Minute. Ich finde, das sollten sich alle ganz anhören. Auf jeden Fall. Und ja, vielen herzlichen Dank und wunderbare Feiertage wünschen wir dir.
Torsten Lüth: Das wünsche ich euch auch und den Zuschauern, Zuhörern natürlich auch. Schöne Weihnachten, paar ruhige Tage und dann volle Kraft voraus im nächsten Jahr. Bis dahin, danke.
Olaf Clüver: Danke, Thorsten. Bis dann, ciao.
Carola Heine: Danke schön, ciao!
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